Wir hatten versprochen, aus dem Kunstzentrum in Andratx ein
Treff für Künstler aus Mallorca und Spanien zu machen”, sagte
Kommissarin Pilar Ribal anlässlich der gerade eröffneten
Ausstellung „Corps Exquis” im Centre Cultural Andratx. „Und dieses
Versprechen haben wir jetzt eingelöst.”
Zehn spanische Künstler – Josep María Alcover, Ricard Chiang,
Mercedes Laguens, Imanol Marrodán, Francesca Martí, Rosa Mascaró,
Teresa Matas, Dora Salazar, Dounia Oualit und Sineu (Joan Ramis) –
zeigen ihre so verschiedenen Arbeiten: Skulpturen, Bilder,
Installationen, Video. Allen gemeinsam ist das Thema des Körpers,
wobei sich die Künstler in der Tradition der französischen
Surrealisten sehen, die beim gemeinsamen Verfassen von Gedichten
immer danach trachteten, ein Gesamtkunstwerk zu schaffen.
Auch die Ausstellung „Corps Exquis” ist ein solches Kunstwerk,
obgleich die Künstler sehr unterschiedlichen Background haben. Und
eine sehr unterschiedliche Art der Darstellung.
Frauen, das wurde bei Gesprächen anlässlich der
Ausstellungseröffnung deutlich, sind in der Selbstdarstellung auch
des eigenen Körpers weitaus offener als Männer. „Wir Männer müssen
uns immer hinter einem Konzept verstecken”, sagt Joan Ramis
„Sineu”. Sein Konzept von Körperlichkeit zeigt einen „sympathischen
Christus” im Großformat, eingerahmt durch eine Art „Kapelle” aus
stilisierten Buchstaben.
Bei Ricard Chiang sind die menschlichen Körper fast im
grau–schwarzen Landschaftsgefüge verloren. Josep María Alcover
erreicht mit seinen Bleiskulpturen trotz der Härte des Materials
eine gewisse Sinnlichkeit.
Die Frauen gehen an die Sache anders heran. „Meine Arbeiten, das
bin ich”, sagt Teresa Matas. „Auch mein Körper ist meine Arbeit,
selbst in der Verhüllung.” Ihre körperlosen Kleider zeigen, so sagt
sie, wie sie selbst in sich eingeschlossen ist. Matas
Darstellungsbandbreite ist groß: Ihr Foto eines nigerianischen
Bauarbeiters ist ebenso eindringlich wie ihre Abbildungen von
Gesichtern oder ihre „Gedenksteine” mit Wörtern, die Assoziationen
hervorrufen sollen: Wasser, Lust, Schlaf, Erbrechen.
Mercedes Laguens zeigt eine gekonnte Installation eigener
Selbstporträts, über mehrere Jahre entstanden. Sie ist davon
überzeugt, dass Körper und Gesicht eine Wechselwirkung haben, dass
beim Selbstporträt der jedem Menschen eigene Narzissmus ausgelebt
werden kann. „Frauen sind in ihrem Exhibitionismus aber auch
weitaus verletzlicher als Männer, trauen sich, Verwundbarkeit zu
zeigen”, sagt sie.
Die Videoinstallation und Fotos von Rosa Mascaró zeigen die
Künstlerin selbst, verfremdet durch ein rotes Pulver, das dem
Körper Abstraktion verleiht. Eine Schamgrenze gibt es nicht, darin
waren sich alle beteiligten Künstler einig. Selbst Pornografie kann
Kunst sein. Denn, so sagte Pilar Ribal, Sexualität ist meist der
Wunsch nach Kommunikation.
„Corps Exquis”. Zehn spanische Künstler im Centro Cultural
Andratx. Geöffnet bis zum 1. März von Dienstag bis Samstag von 10
bis 18 Uhr, sonn– und feiertags von 10 bis 16 Uhr.
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