Obwohl die Preise für einen Mallorca-Urlaub im Sommer 2003
sinken werden, gibt es für die deutsche Tourismusbranche keinen
Grund zum Jubeln: „Die dynamische Entwicklung wird weiterhin in
anderen Destinationen stattfinden”, sagte TUI-Deutschland-Chef
Volker Böttcher bei der Präsentation der Sommerkataloge im
ägyptischen Luxor. Denn trotz Abschlägen „zum ersten Mal seit
Jahren” von etwa 1'5 Prozent bleibt das Preis-Leistungs-Verhältnis
nach Böttchers Analyse in den diesjährigen Boom-Zielen Bulgarien,
Kroatien und der Türkei nach wie vor besser.
Der erklärte Mallorca-Fan (er kommt bereits Ostern das erste Mal
für ein paar Tage Urlaub) musste für das im Oktober abgelaufene
Touristikjahr denn auch auf Mallorca ein Umsatzminus von 21 Prozent
verkraften. „Als preissensibler und qualitätsbewusster Verbraucher
greift der deutsche Urlauber inzwischen lieber auf Urlaubsangebote
aus dem östlichen Mittelmeer zurück.”
Um die Prozentzahlen in Perspektive zu setzen: Statt 1'2
Millionen Urlauber im Jahr 2000/2001 reisten nur noch etwa 850.000
Gäste mit der TUI nach Mallorca. Gepaart mit den Einbrüchen von
Hauptkonkurrent Thomas Cook (Neckermann) sind allein bei den beiden
Marktführern mehr als 600.000 Mallorca-Touristen weggeblieben.
Für den nächsten Sommer hofft Böttcher, den Negativtrend
aufzuhalten. „Wir wollen um sechs bis acht Prozent wachsen”,
formuliert er den „Anspruch auch auf Mallorca”. Aber „der
Erholungsprozess wird deutlich länger dauern, denn wir gewinnen die
verlorenen Gäste noch nicht zurück”, warnt er gleichzeitig.
Neben der schlechten Konjunktur in Deutschland, die zu einem
Umsatzrückgang von 8'4 Prozent auf 4'3 Milliarden Euro geführt hat,
kommen auf den Balearen noch hausgemachte Probleme dazu. Eine
gewisse Mallorca-Müdigkeit wollte er nicht verneinen, aber „Spanien
insgesamt ist nach wie vor sehr attraktiv, muss aber die Vorteile
herausarbeiten und entsprechend kommunizieren”. Außerdem
veränderten sich die Kostenstrukturen in den
Konkurrenzdestinationen. Im östlichen Mittelmeer stiegen die Preise
signifikant, doch der Vorsprung gegenüber dem vielfach zurecht als
teuer betrachteten Mallorca werde erst mittelfristig, etwa in drei
bis fünf Jahren, abschmelzen.
Bislang stand es um das Herausarbeiten der Vorteile eher
schlecht: Der Einbruch ist auch die „Konsequenz einer ungeschickten
Informationspolitik der Balearen-Regierung”, stellte Böttcher in
für die sonst so zurückhaltende TUI ungewohnter Deutlichkeit fest.
Dennoch: Man habe durch die Integration von Reiseveranstalter,
Ferienflieger und den Hotelbeteiligungen „weiter hoch profitabel
gearbeitet”. Ein Grund mehr, alles dafür zu tun, Mallorca weiter
nach vorne zu bringen.
Böttcher will „gemeinsam mit Mallorca arbeiten”, doch „nach
aller Erfahrung kommt man besser voran, wenn man mit den Hoteliers
redet, da spricht man von Geschäftsmann zu Geschäftsmann”. Der
Dialog mit der Politik dagegen sei „schwierig”, er wolle aber nicht
fehlenden Willen unterstellen.
Auf Produktseite unternimmt die TUI mit den Hoteliers einiges,
um die Buchungen auf Mallorca anzukurbeln. 59 Prozent aller
Angebote auf der Insel gibt es mit Frühbucher-Rabatt. Bei Buchungen
bis zum 31. März 2003 kann man so bis zu 80 Euro pro Woche sparen.
Eine solche Flexibilität der Hoteliers sei „früher undenkbar”
gewesen. Diese Frühbuchervorteile sollen für einen guten Start in
die Buchungssaison sorgen, damit Mallorca wieder positiv im
Gespräch ist.
Die Insel ist Protagonist in drei von 30 Katalogen. Der
klassische Balearen-Katalog hat 235 Seiten. Neu ist der Katalog
„Ambiente & Flair” mit Fincas, Ferienhäusern und Landhotels auf
den Balearen, Kanaren und Andalusien – sozusagen ein
Abschiedsgeschenk der scheidenden Area-Managerin Gudrun Borgards.
Darin nimmt Mallorca mit 24 von 147 Seiten mit Abstand den meisten
Raum ein.
Ebenfalls für das gehobene Segment ist der Katalog TUI-Stars
gedacht. Darin geben die verantwortlichen Manager ihre ganz
persönlichen Urlaubstipps ab. Borgards empfiehlt etwa das Parc
Natural an der Playa de Muro für Wellnes-Fans oder das Hotel
Bendinat für Gäste, die besonderes Flair suchen.
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