Die Tradition der Tapas auf Mallorca darf, im Vergleich zu
anderen spanischen Regionen, getrost als etwas mager bezeichnet
werden. Das sieht auch Antonio Gil, Präsident des mallorquinischen
Gastronomieverbands, so. Dennoch habe man sich vorgenommen, es
denen auf dem Festland zu zeigen, wenn von Freitag, bis Sonntag,
15. bis 17. November, in Saragossa der erste nationale
Tapas-Wettbewerb ausgetragen wird. Ins Rennen geschickt wird für
Mallorca Javier Soriano, Chef des Restaurants La Gran Tortuga in
Cala Fornells.
Der 29-Jährige, der im elterlichen Betrieb bei Peguera
aufgewachsen ist, war zuletzt Küchenchef im Restaurant „Paraíso” im
Fünf-Sterne-Hotel Valparaiso Palace in Palma. Die Kultur der Tapas
pflegt er wie jeden anderen Bestandteil der Karte. Immerhin erfüllt
sein Lokal als eines der wenigen im mallorquinischen
Gastronomieverband die Teilnahmebedingung für den Wettbewerb: Tapas
alltäglich im Angebot zu haben.
Was die 32 Teilnehmer am Wochenende in Saragossa präsentieren,
wird freilich über das Alltägliche hinausgehen. Prämiert werden die
besten Tapas in fünf Kategorien: warme, kalte, vegetarische,
regionale und originelle Häppchen. Sie sollen ohne die Zuhilfenahme
von Besteck gegessen werden können. Javier Soriano hat viel und
lange experimentiert, um seine Kreationen zu erarbeiten.
Zu den typischen Tapas, die üblicherweise auf Mallorca gereicht
werden, gehören „Ensaladilla” (Kartoffelsalat), Tortilla mit
Kartoffeln, Kroketten mit Kabeljau, Huhn oder Gemüse, „Frito
mallorquín” (in Öl gegartes Gemüse mit Innereien, Fisch oder
Fleisch), „Boquerones” (eingelegte Sardellen) und andere Gerichte,
die in kleinen Protionen gereicht werden. Meistens jedenfalls:
Manche Tapas-Bars machen größere Portionen zu entsprechend höheren
Preisen. Meistens teilen sich mehrere Leute mehrere Teller. Es
lohnt der Blick auf die Karte, um nicht zu viele Portionen zu
bestellen.
Insgesamt ist die Tradition des „picar”, des kleinen Häppchens
zwischendurch, auf dem Festland mehr verbreitet, wo mitunter ganze
Straßenzüge mit Tapasbars dazu einladen, überall nur ein Gläschen
Wein oder einen Sherry zu trinken und dazu – mitunter sogar
kostenlos – ein Häppchen zu essen.
Zur Entstehung der Tapas gibt es verschiedene Theorien. Eine
besagt, dass sie vom spanischen König Alfonso X. eingeführt wurden.
Der König sei wegen einer Krankheit gezwungen gewesen, über den Tag
verteilt kleine Häppchen mit ein wenig Wein zu sich sich zu nehmen.
Nach seiner Genesung setzte er für die Herbergen das Dekret in
Kraft, dass kein Wein ohne ein bisschen Essen ausgeschenkt werden
darf.
Die wahrscheinlichere Theorie ist die, dass das Tapa von hart
arbeitenden Bauern und Arbeitern erfunden wurde, die die lange Zeit
zwischen Frühstück und Mittagessen mit einer Zwischenmahlzeit
überbrückten, um bei Kräften zu bleiben. Der Wein sorgte für neuen
Schwung und Kraft und wärmte im Winter die steifen Glieder.
Der Name Tapa kommt von „tapar” – bedecken. Denn das Essen zum
Wein – oft war es eine Scheibe Schinken oder Käse –, das der König
vorgeschrieben hatte, wurde auf das Glas gelegt. Günstiger
Nebeneffekt: Damit wurde verhindert, dass lästige Insekten oder
Dreck ins Glas fielen.
Heute variieren die Rezepte der Tapas je nach Region. Selbst
Einflüsse aus anderen Ländern sind herauszuschmecken. Erhalten
geblieben ist in vielen Regionen die Art des „tapear”: im Stehen,
gestikulierend, im Plausch mit den Tresennachbarn.
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