Wir haben nicht mal das Meer gesehen”, bedauert Anita Hofmann.
Die dunkelhaarige Hälfte des Volksmusik-Duos Geschwister Hofmann
hatte die Insel noch gut in Erinnerung, weil die beiden Schwestern
hier im Jahr 2000 ein TV-Special gedreht haben. „Es gibt so
wunderschöne Ecken auf Mallorca.” Doch davon bekamen Anita und ihre
Schwester Alexandra bei ihrem Besuch in Sa Coma rein gar nichts
mit. Sie waren eingeflogen, um im Hotel Safari Park zusammen mit
Claudio de Bartolo und den Wildecker Herzbuben ein
Volksmusikfestival zu bestreiten, das Reiseveranstalter Berge und
Meer für Mitglieder des Clubs der Adler-Modemärkte organisiert
hatte.
Problem: Die Geschwister landeten auf Mallorca, ihre Koffer in
Zürich, wo man umgestiegen war. „Da drin sind unsere gesamten
Auftrittsklamotten. Und pro Bühnenshow haben wir vier verschiedene
Outfits”, erzählt Alexandra. Außerdem fehlten den musikalischen
Schwestern aus Meßkirch (zwischen Donau und Bodensee) ihre
Instrumente. Zum Beispiel Panflöte, Xylophon, Jagdhorn. „Sowie
natürlich sämtliche Schminksachen und das was man für die Haare
braucht.”
Was tun? Jetzt war Improvisationstalent gefragt. Zum Glück hatte
Alexandra die CDs und Mini-Disks mit den Halb-Playbacks im
Handgepäck, Anita ihre Trompete. Und so strickten die Geschwister
beim Soundcheck ein ungewöhnliches Programm zusammen, in dem auch
ein Titel vorkam, den sie seit sechs Jahren nicht mehr gespielt
hatten. Anita: „Ich musste zunächst ganz kräftig überlegen, wie das
überhaupt noch ging.” Den Text des Liedes hatte Alexandra auch
nicht mehr drauf: „Unsere Mutter hat sich zu Hause ein altes Video
angesehen, den Text aufgeschrieben und uns am Telefon
durchgegeben.”
In Sachen Kleidung machten die Geschwister Hofmann aus der Not
eine Tugend. Zunächst inspizierte man den Fundus der
Hotel-Animation, dann ging es zum Shoppen in einen nahegelegenen
Supermarkt: „Schuhe, 'ne Hose, Strumpfhosen ...” Heraus kam eine
Anita in Weiß und eine Alexandra in Schwarz. „Dann haben wir die
Haare hochgesteckt und unser Schminkzeug zusammengekratzt. Und
jetzt werden wir das Beste aus uns rausholen”, so Anita vor dem
Auftritt. Es klappte, das Publikum war begeistert.
Erleichterung bei den Geschwistern Hofmann, die am nächsten
Morgen schon um fünf Uhr aufstehen mussten, um nach Hause zu
fliegen. Sie wünschen sich, das nächste Mal etwas mehr von Mallorca
zu sehen: „Vielleicht dürfen wir ja für unsere nächste Platte
wieder ein Video hier drehen”, hofft Anita.
Einen „normalen” Auftritt bekamen die Volksmusikfreunde in Sa
Coma von den Wildecker Herzbuben zu sehen. Die beiden
schwergewichtigen Sänger wurden 1990 mit „Herzilein” bekannt und
sind seitdem fester Bestandteil der Volksmusikszene. Während die
Geschwister Hofmann unfreiwillig ein Alternativprogramm auf die
Beine stellten, kann man so etwas bei den Herzbuben übrigens direkt
buchen. Die beiden treten auch mit Band als Wildcorner Heartboys
auf – und dann wird gerockt und gerollt. Mit Liedern von den
Beatles, Stones, Manfred Mann, Queen etc.
„Das hat sich vor drei oder vier Jahren aus einer Notlage
ergeben”, schmunzelt Wilfried Gliem, der Bube mit dem Vollbart. Bei
einer Veranstaltung war die Stimmung nicht wie gewünscht, und Gliem
stimmte mit der Band „Hang on, Sloopy” an. Der Abend war gerettet,
und seitdem kann man das Spezialprogramm bestellen. Für die Buben
aus dem hessischen Wildeck, die pro Jahr 150 Auftritte absolvieren,
beginnen jetzt stressige Zeiten: „Ab dem 30. November gehen wir mit
einigen Kollegen auf Weihnachtstournee, am 4. Januar beginnt die
nächste Tour, die bis Ende März dauert”, erzählt Wolfgang Schwalm.
Bei den Tourneen dominieren natürlich volkstümliche Klänge.
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