Mallorcas ungewöhnlichstes Museum ist gut versteckt. Die
Fundación Yannick und Ben Jakober liegt zehn Fahrminuten außerhalb
von Alcúdia im äußersten Norden der Insel. Ein holperiger Karrenweg
führt von Mal Pas durch Ödland mit Mastix und Johannisbrotbäumen
zur Finca Sa Bassa Blanca.
Hier hat sich das Künstlerpaar Yannick Vu und Ben Jakober ein
Märchenland geschaffen. In einem ehemaligen unterirdischen
Wasserreservoir, bepflanzt mit uralten Olivenbäumen, findet man
einen 330 Quadratmeter großen Ausstellungsraum, der allen
Anforderungen moderner Museumsanlagen gerecht wird: Feuchtigkeit
und Temperatur werden reguliert; die Beleuchtung ohne Tageslicht,
um die Bilder keiner direkten Einstrahlung auszusetzen, ist höchst
professionell, die Führung in Katalanisch, Spanisch, Englisch oder
Französisch ist gekonnt.
Der Schatz, der hier bewahrt wird, ist beeindruckend: mehr als
120 Porträts von Kindern, Arbeiten aus Nord- und Zentraleuropa, aus
Spanien, Italien, England und Frankreich. Alle aus dem 16. bis 19.
Jahrhundert. „Wir haben schon in den 70er Jahren, bald nachdem wir
uns auf Mallorca niedergelassen hatten, angefangen Kinderporträts
zu sammeln”, sagt Ben Jakober. Das erste „Kinderbild” war eine
Arbeit eines mallorquinischen Malers: „Nina con cerezas” von Juan
Mestre.
Nach dem tragischen Tofd der Tochter Maima - sie starb 1992 im
Alter von 19 Jahren bei einem Motorradunfall - „wurde die
Sammelleidenschaft zur Obsession”. 1994 gründeten die Künstler die
Stiftung, seit 1996 sind die Bilder in Sa Bassa Blanca der
Öffentlichkeit zugänglich, wenn auch nicht zu festen
Öffnungszeiten.
In den vergangenen Jahren wuchs die Sammlung beträchtlich: „Wir
bekamen Bilder von Privatleuten als Schenkung; wir waren mehr oder
weniger regelmäßig bei Auktionen oder werden von Auktionshäusern
und Sammlern informiert, auch wenn wir jetzt nur noch ganz
besondere Stücke kaufen. Die Sammlung wird zwar niemals komplett
sein, aber hat sich im Laufe der Zeit zu einer Einheit entwickelt”,
sagt Ben Jakober.
Mindestens einmal im Jahr gehen Teile der Sammlung ins Ausland,
nach Lissabon, Zaragoza, Valencia oder Soa Paolo. Im kommenden Jahr
werden mehr als 80 Bilder aus der Fundación Yannick und Ben Jakober
in der Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn zu sehen sein.
Kaum eines der ausgestellten Bilder ist einem ganz großen
Meister zuzuordnen. Es geht Yannick Vu und Ben Jakober viel eher
darum zu zeigen, wie Kinder in den vergangenen Jahrhunderten
dargestellt wurden. So kann die Ausstellung unter verschiedenen
Gesichtspunkten gesehen werden: es gibt kunstgeschichtliche und
geographische Aspekte, denn die Arbeiten sind nach den
Herkunftsgebieten und innerhalb derer chronologisch geordnet; es
gibt modische und soziologische Aspekte, abzulesen an der Art, wie
die Kinder gekleidet und ausgestattet sind oder wer den Auftrag zu
dem Porträt gegeben hat. Isabel Palou Amer, die für die
Jakober-Stiftung tätig ist, stimmt ihre Führungen auf die
jeweiligen Interessensgebiete der Besucher ab.
In dem riesigen, parkähnlichen Garten von Sa Bassa Blanca sind
die Skulpturen von Ben Jakober zu sehen, dessen Arbeiten längst
internationales Renommee haben. Seine Eisenskulptur „Amphore” steht
unübersehbar an der Einfahrt zum Flughafen Son Sant Joan; „BC 2001”
ist vor der Kathedrale, weitere öffentliche Skulpturen sind an der
Autobahn nach Andratx oder am Kreisel vor Port d'Alcúdia.
Yannick Vu machte sich auch einen Namen durch ihren berühmten,
mit äußerst seltenen Sorten ausgestatteten Rosengarten in Sa Bassa
Blanca, der jedes Jahr im Mai der Öffentlichkeit zugänglich
ist.
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