Sehr geehrter Herr Bundespräsident, wir freuen uns darüber, dass
mit Ihnen erstmals ein deutsches Staatsoberhaupt die kleine
Mittelmeerinsel besucht, die vielen Deutschen so wichtig ist, sei
es als Urlaubsziel oder als neue Heimat. Das Interesse aus der
alten Heimat tut gut.
Schade nur, dass Sie so wenig Zeit mitgebracht haben. Sicherlich
werden Sie von Ihren Beratern hervorragend gebrieft sein, und die
grandiosen Landschaften haben Sie schon bei Privatbesuchen erleben
können. Aber wer in den vergangenen Tagen mitbekommen hat, wie
minutengenau die Besuchsstationen terminiert sind, sprich: wie mit
der Zeit geknapst werden muss, wünscht Ihnen mehr Muße, um
Mallorca, den Mallorquinern und ihren Gästen näher zu kommen.
Deshalb jetzt schon die Bitte: Kommen Sie wieder!
Das Timing an sich hätte allerdings nicht besser sein können.
Die Menschen, die im Tourismus arbeiten - und das sind ja fast
alle-, sind besorgt. Die Deutschen haben sich in diesem Jahr etwas
von der Insel abgewandt, zum Teil aus verständlichen Gründen, zum
Teil wegen eines Mallorca-Bildes, das in Deutschland in Schieflage
geraten ist. Wir sind überzeugt davon, dass Ihr Besuch dazu
beitragen kann, es wieder etwas gerade zu rücken. Mallorca hat sich
nicht in dem Maße verschlechtert, wie sich die Nachrichten über die
Insel verschlechtert haben!
Man wird Ihnen viel berichten über die Deutschen, die auf der
Insel leben. Wenn das richtig geschieht, muss die Quintessenz
lauten: Die Mallorca-Deutschen gibt es nicht. Manche arbeiten ganz
intensiv an ihrer Integration, büffeln sogar Katalanisch, andere
nutzen Mallorca schlicht als Badeplattform, können selbst nach zehn
Jahren nicht mehr Spanisch als das Vokabular der Speisekarte.
Wichtig ist jedoch: Trotz einiger Misstöne leben Mallorquiner und
Deutsche sehr gut miteinander.
Wenn es Anlass zur Kritik gibt, muss sie im Interesse des
künftigen Zusammenlebens auch geäußert werden dürfen. Mitunter
keimt dann bei Mallorquinern, für die Europa naturgemäß weiter
entfernt ist als für die Deutschen, die Angst auf, von den vielen
Fremden vereinnahmt zu werden. Da kommt es eben auf den Tonfall
an.
Bei Ihnen können wir sicher sein, dass Sie den richtigen Ton
treffen - und damit dem Ansehen der Deutschen auf Mallorca nutzen.
Dafür danken wir Ihnen heute schon. Willkommen auf Mallorca!
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