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Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hat die balearische Regionalregierung ihre Wachstumsprognose für 2002 nach unten korrigieren müssen. Finanzminister Joan Mesquida (PSOE) erklärte in der vergangenen Woche, das er für das gesamte Jahr mit einer Steigerung des Bruttoinlandproduktes (BIP) von 1'0 Prozent rechnet. Die Steigerung im dritten Quartal sank nach 1'3 Prozent im ersten und 0'9 Prozent im zweiten auf jetzt noch 0'8 Prozent. Für das vierte Quartal erwartet Mesquida ein Plus zwischen 0'8 und 1'2 Prozent. Im kommenden Jahr soll es mit 1'8 Prozent wieder schneller aufwärts gehen. Immer unter der Voraussetzung, es kommen keine neuen Faktoren ins Spiel, wie das ein US-Angriff auf den Irak sein könnte.

Der Politiker erklärt den Abschwung mit der weltwirtschaftlichen Gesamtlage und der bestehenden Unsicherheit, die alle Regionen in der Europäischen Union erfasst habe. Mesquida betonte, dass man weit von einer Krise entfernt sei. „Das zeigt die starke Zunahme an Immobilienkäufen und der nach dem Aktiensturz wieder erstarkte Konsum.” Die Balearischen Inseln seien nach Jahren stark überdurchschnittlicher BIP-Steigerungen in eine „Phase des sanften Wachstums” eingetreten.

Gleichzeitig warnte der Minister vor der mit 3'8 Prozent überdurchschnittlich hohen Inflation auf dem Archipel. „Dadurch büßen wir als Reiseziel Konkurrenzfähigkeit ein, weil hier die Produkte für unsere Hauptkunden aus Großbritannien und Deutschland immer teurer werden.”

Nach Sektoren betrachtet überrascht das Wachstum der Baubranche. Trotz der verstärkten Maßnahmen, den Landschaftsverbrauch auf den Inseln einzudämmen, ist der Sektor in diesem Jahr bislang um 3'0 Prozent gewachsen. Im Bereich Dienstleistung belief sich das Plus auf 1'3 Prozent, im Agrarsektor auf 2'6 und bei der Industrie auf 1'5 Prozent.

Gewachsen, und zwar kräftig, ist im Oktober auch die Arbeitslosigkeit auf den Balearen. Genau 25.361 Männer und Frauen suchen eine Beschäftigung. Im September waren es noch 20.064; im Oktober des Jahres 2001 lediglich 20.884. Damit stieg die Erwerbslosenquote auf 6'20 Prozent.

Pere Mascaró, Direktor des balearischen Arbeitsamtes SOIB, erklärte das Plus (das höchste in ganz Spanien, dennoch gehört die Quote nach wie vor zu den niedrigsten) mit dem in diesem Jahr ungewöhnlich frühen Ende der touristischen Hochsaison. Mascaró rechnet wegen der schlechten Buchungslage bis zu Ostern mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote bis zu neun oder zehn Prozent.

Er wies gleichzeitig darauf hin, dass die Zahl der Arbeitsplätze auf den Balearen nach wie vor steigt. Dadurch würden Menschen auf der Suche nach Jobs angelockt, mittlerweile in einer Zahl, wie sie die abgeschwächte Inselwirtschaft nicht mehr absorbieren könne. Mit steigenden Erwerbslosenzahlen wiederum werde die Attraktivität des Archipels als Wanderungsziel sinken, damit der Druck auf dem Arbeitsmarkt nachlassen.

In den nächsten Monaten wird die Tourismusbranche jedenfalls kein Konjunkturmotor sein. Für die Wintersaison liegen die Buchungen aus dem britischen Markt um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr im Minus, wie Tourismusminister Celestí Alomar erklärte. Auch aus dem deutschen Markt ist nichts Gutes zu erwarten. Bei den hiesigen Hoteliers heißt deswegen die Tendenz: Abhaken und auf den nächsten Sommer hoffen.