Golfer sind außerordentlich beliebte Urlaubsgäste, weil sie im
Schnitt das Dreifache dessen am Urlaubsort lassen, was ein
„Normaltourist” ausgibt. Genau diese lohnende Klientel beginnt
Mallorca jedoch zu verlieren: Nach Angaben von Klubmanagern sind
einige Golfplätze in diesen Wochen weniger stark frequentiert als
vor Jahresfrist.
„Die Golfer weichen aus – auf andere Regionen, auf andere
Plätze, die in besserem Zustand sind, wo mehr Service geboten wird,
wo das Personal freundlicher ist, wo die Spielorganisation perfekt
ist”, weiß Stefan Blöcher, Direktor von Golf de Andratx in Camp de
Mar (Handicap 4).
Das bestätigt auch Max Bienert (Handicap 6), der das vor allem
von Golfern frequentierte Hotel Son Caliù in Palmanova leitet.
„Gute Golfer fühlen sich auf einigen Plätzen Mallorcas nicht wohl”,
sagt Bienert. „Zum Beispiel, weil die Marshalls auf den Plätzen
kaum kontrollieren. Da können Anfänger, die 20 bis 30 Schläge bis
ins Loch brauchen, ungehindert den ganzen Betrieb aufhalten.” Dazu
komme die viele Ballsucherei, die das Spiel zusätzlich
verlangsame.
Schuld daran seien nicht nur die Spieler, meint Bienert, sondern
die Golfplatzbetreiber: „Auf Mallorcas Plätzen ist das Rough meist
zu hoch, so dass man die Bälle nur schwer wiederfindet. In Florida
zum Beispiel ist es überall flach gemäht; dort findet sich jeder
Ball schnell.”
Der Hotelier plädiert außerdem für den Zehn-Minuten-Takt bei den
Startzeiten auf allen Golfplätzen der Insel. „Dadurch gibt es
weniger frustrierende Staus. Es ist eine Milchmädchenrechnung, dass
bei acht Minuten Abstand mehr Spieler über den Platz geschleust
werden können.”
Die Costa del Sol, die auch für Blöcher Vorbild ist, sei
Mallorca „um Längen voraus”, hat Kühn festgestellt. Dort gebe es
auch mehr Plätze als auf Mallorca: „Ein großes Angebot ist für
eingefleischte Golfer wichtig, weil sie gern wechseln.” Deshalb
plädiert Kühn auch für weitere Anlagen auf der Insel, ohne dass die
neuen deshalb mit Hotels oder Villen umstellt werden müssten.
Für Bienert ist die Costa del Sol auch in anderer Hinsicht
Vorbild: „Sie ist auf allen Golfmessen vertreten. Über Golf auf
Mallorca erfährt man dort fast nichts.” Es habe den Anschein, als
sei die balearische Tourismuspolitik an Golfern gar nicht
interessiert.
Blöcher verweist in diesem Zusammenhang auf den Golfboom in der
Türkei: „Aber dort wohnen und spielen die Golfer in Golf-Gettos.
Dort gibt es nicht die Wettersicherheit wie auf Mallorca, keine
gute Infrastruktur wie auf der Insel, die Flugzeiten ex Deutschland
sind viel länger. Warum tut die Balearen-Regierung angesichts
dieser blendenden Voraussetzungen so wenig für den
Golf-Tourismus?”
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