Die balearischen Winzer sind so experimentierfreudig wie nie
zuvor. Besonders in Bezug auf Rebsorten aus dem Ausland. Es gibt
kaum eine der bekannteren Varianten, die nicht schon auf heimischem
Boden gewurzelt hätte: angefangen von Cabernet und Merlot über
Garnacha, Pinot Noir, Monastrell und Syrah bis hin zu Riesling und
Chardonnay.
Diese Entwicklung wird von der hiesigen Kontrollbehörde, dem
Consejo Regulador, nicht unbedingt gefördert oder gar mit
Wohlwollen gesehen. Die einheimischen Arten könnten ja zu kurz
kommen. Dabei gilt auch hier wie andernorts: Einfalt gut, Vielfalt
besser.
Unzählige interessante und aufregende Möglichkeiten ergeben sich
aus den Verbindungen zwischen mallorquinischen und fremden
Rebsorten. Das Spektrum wird schier grenzenlos. Kreative Winzer
möchten daher alles ausprobieren, wenn es der Qualität dient.
In der Realität öffnen sich den Innovativsten ihrer Zunft aber
keine neuen Türen, sondern sie werden für ihre Kreativität eher
„bestraft”, wenn sie sich nicht an das strenge Reglement halten. So
dürfen Weine, die zum Beispiel einen hohen Anteil an französischen
Rebsorten enthalten, nicht den Namen ihrer geschützten
Herkunftsbezeichnung auf dem Etikett verwenden. Sie können sich nur
schlicht balearischer Tafelwein oder Vino de mesa de Baleares
nennen.
Ein Rotwein, dem dieses Schicksal widerfährt, ist der soeben
erschienene Syrah 110 der Bodega Vins Nadal aus Binissalem. Kreiert
und geformt wurde er von Esperanza Nadal, Önologin und Tochter des
Hauses Nadal. Er ergänzt die Kette der hochwertigen
mallorquinischen Rotweine.
Unverschnitten, mit allen positiven und typischen
Charaktereigenschaften und Aromen eines Syrah ausgestattet, ist er
eine wahre Bereicherung. Die Monate im Barrique haben ihm gut
getan. Obwohl noch sehr jung in der Flasche, wirkt dieser Rote
erstaunlich weich und angenehm am Gaumen.
Note empfehlenswert zum Preis von 19 Euro beim Weinhändler. Die
Flaschen sind von Hand durchnummeriert und enden mit der Stückzahl
830. Schnell zugreifen, denn sonst haben Sie das Nachsehen.
Der Autor, Norbert Deingruber, ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Vino in Manacor.
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