Unter Palmen unter die Haube – der romantische Traum vom Glück.
Es gibt zwar keine Statistik, dass auf Mallorca geschlossene Ehen
glücklicher sind oder länger halten, aber immer mehr Deutsche
wollen auf der Mittelmeerinsel in den Hafen der Ehe einlaufen. „Die
Tendenz ist stark steigend”, erklärt Jutta Birfelder, die mit ihrer
Firma „Mallorca Hochzeiten” alles rund ums Fest organisiert.
Eine ihrer Kundinnen ist Ariane Lake, geborene Geuting. Am
Sonntag hat sie ihrem Mann Colt Lake auf der Finca Son Marge bei
Campos das Ja-Wort gegeben. Zum zweiten Mal, denn bereits seit
einem Jahr sind sie offiziell Mann und Frau. „Da wir wegen des Jobs
in die Schweiz zogen, musste das schnell gehen”, erklärt Colt. Als
Ehegattin gaben die Eidgenosssen Ariane ohne Probleme eine
Aufenthaltsgenehmigung. „Schon damals haben wir uns vorgenommen,
die eigentliche Feier mit Freunden und Familie nachzuholen”,
assistiert die Kölnerin.
Weil ein Teil der internationalen Familie ohnehin reisen muss,
entschied sich das jetzt in Zürich lebende Paar für Mallorca. „Die
Insel ist sowohl von England als auch von Deutschland gut und
günstig zu erreichen”, sagt Colt, der bei der Citibank Devisen
handelt. Sie haben für 24 Erwachsene und drei Kinder die gesamte
Finca für eine Woche gemietet, „so können wir alle gemeinsam viel
Zeit verbringen, und unsere Familien lernen sich richtig kennen”,
freut sich Ariane. Und bei den Preisen in der Schweiz „kostet die
ganze Woche hier nicht viel mehr als ein Wochenende dort”, rechnet
ihr Mann vor. Außerdem können sich die Gäste über eine Woche Urlaub
freuen, mussten lediglich für den Flug aufkommen.
Die Finca ist auch Ort der eigentlichen Zeremonie, die der
evangelische Pastor Eberhard Fels unter dem geschwungenen Balkon
abhielt. Ein mallorquinisches Ensemble (Klarinette, Cello,
Kontrabass) spielte den „Hochzeitsmarsch”, „Amazing Grace” zum
Mitsingen und sorgte auch bei der Sekt-Fontäne sowie dem
Mittagsbuffet für musikalische Untermalung. Danach gab es ein paar
Stunden Erholung, am Abend kam dann das große Dinner.
„Das Schöne ist, dass wir die Finca ganz für uns alleine haben.
Außerdem findet alles hier statt, so dass niemand sich um die
Fahrerei oder den Alkoholkonsum sorgen muss”, erklärt Colt Lake die
Vorteile des Arrangements. Das auch für die Kinder schön ist, denn
„die können hier herumlaufen und toben, wie es ihnen gefällt. Und
wenn sie müde sind, kommen sie ins Bett”.
Damit die Feier so aussieht, wie es sich das Brautpaar
vorstellt, arbeitet „Mallorca Hochzeiten”. Jutta Birfelder
organisiert mit Kollegin Katja Buhlan professionell den Start ins
Eheleben (neben anderen Festen und Kongressen). „Wir richten uns
bei der Gestaltung ganz nach den Wünschen des Brautpaares”, erklärt
Birfelder. Manche haben ganz genaue Vorstellungen – so wusste
Ariane Lake beispielsweise, dass sie für das Abendessen in den
Blumenvasen gerne lebende Goldfische als Dekoration hätte – andere
sind offen für die Vorschläge der Fachfrauen.
Seit einigen Monaten ist es für Nichtresidenten nicht mehr
möglich, auf Mallorca standesamtlich zu heiraten (siehe Seite 20).
Doch wer in der Kirche Jasagen will, lieber am Strand Ringe
tauscht, unter einer Palme oder wie die Lakes auf einer Finca, kann
das nach wie vor tun. Für die Zeremonien arbeiten Bulan und
Birfelder mit den deutschen Gemeindepfarrern auf Mallorca zusammen,
für alle anderen Locations stehen freie Geistliche zur Verfügung,
die wie Pastor Eberhard Fels nicht mehr darauf bestehen müssen, in
einer Kirche zu feiern.
So stehen von der Kathedrale bis zur kleinen Bergkapelle Kirchen
für jeden Geschmack zur Verfügung, und außerhalb sind der
romantischen Phantasie kaum Grenzen gesetzt. So haben „Mallorca
Hochzeiten” schon Zeremonien im Heißlufballon organisiert, auch
beim Tauchen wurden Ringe getauscht. Allerdings fand sich dafür
dann doch kein Geistlicher, so dass es statt einer christlichen
Zeremonie eine Neptuns-Taufe wurde.
„Vor allem, wenn keiner der Brautleute auf der Insel lebt,
können wir von großer, oft unersetzlicher Hilfe sein”, sagt Jutta
Birfelder. Nach fünf Jahren im Geschäft kennt sie ihre
„Pappenheimer”, weiß, bei welchem Zulieferer sie worauf achten
muss. „Manche muss man zehnmal anrufen, um sicherzustellen, das
alles funktioniert”, berichtet sie. Im Komplettpaket kümmert sie
sich um alles: Ort der Trauung und des Festes, Essen, Fotograf,
Friseur für die Braut, Visagist, bei Bedarf Kindermädchen, Musiker,
Dekoration. Geht nicht gibt's kaum, nur einmal musste wegen
Schwierigkeiten bei der Landegenehmigung der Wunsch des Brautpaares
nach einem Hubschrauber abgeschlagen werden.
Die meisten Paare, die sich unter die mallorquinische Haube
bringen lassen, sind nicht mehr ganz jung. „Viele unserer Klienten
sind jenseits der 30”, bestätigt Jutta Birfelder. Ihrer Erfahrung
nach besteht der Wunsch nach einer „besonderen” Hochzeit vor allem
bei der zweiten Ehe, die sich von den eher traditionelleren
Ersthochzeiten unterscheiden sollen. Und auch wenn eine Vermählung
auf Mallorca „nicht viel teurer” sein soll als eine vergleichbare
Feier in der Heimat (allerdings ohne Flug und Unterkunft), muss man
doch das nötige Kleingeld mitbringen.
Einen Preis will Birfelder nicht nennen. „Das hängt ganz von den
Wünschen und Ansprüchen der Brautleute ab”, behauptet sie. Nicht
alle Feiern, die sie auf Mallorca organisiert hat, sind
riesengroße, rauschende Feste. „Wir hatten auch schon eine Hochzeit
mit fünf Gästen”, erinnert sie sich. Zur bislang größten Feier
kamen 150 geladene Gäste aus der ganzen Welt (von den USA über die
Philippinen bis nach Australien) nach Mallorca gereist.
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