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„Benvinguts”: Auf Mallorquinisch werden die Besucher des Festival Parks bei Marratxí empfangen. Und von Popmusik, die schon am Eingang aus einem der vielen Lautsprecher dudelt, die über das ganze Freizeit– und Shoppinggelände verteilt sind. Wer sie zählen will, hat gut zu tun: Das Vergnügungszentrum, auf das Mallorca in den vergangenen Jahren gespannt gewartet hat, ist ein kleines Dorf. Da gibt es allerhand Straßen und Gassen zu beschallen und zu entdecken.

Am Freitagnachmittag, dem Tag eins für die Öffentlichkeit, gleicht das künstliche Dorf eher einer Geisterstadt: Die ersten Besucher, die sich neugierig in der 35.000 Quadratmeter großen Anlagen umsehen, bilden noch keinen Massenauflauf. Und auch am Montagabend müht sich die Band auf einer großen Bühne vor dem Kino mutterseelenalleine ab, obwohl nicht gerade wenige Autos vor dem Komplex parken.

Im weitläufigen Gelände verteilt, verlieren sich die Besucher. „Am Freitag war nicht so viel los, aber am Samstag und Sonntag brachten die Besucher des Festival Parks die Autobahn fast zum Kollaps”, sagt Toni Fuster, der Pressesprecher des Unternehmens. 20.000 bis 30.000 Besucher, so schätzt er, hätten die Vergnügungsviertel auf der grünen Wiese mit ihren Restaurants, Bars, Läden, dem Kinoriesen und einer Spielhalle mit 20 Bowlingbahnen am Samstag und Sonntag frequentiert. So ganz genau sei die Besucherzahl nicht zu schätzen: Schließlich kostet der Freizeitpark keinen Eintritt, und auch das Parken ist gratis.

Mit einem Feuerwerk, brasilianischen Tänzerinnen, Musik und Cocktails waren die „4000 bis 5000” geladenen Gäste am vergangenen Donnerstagabend bei der offiziellen Eröffnung empfangen worden. Das Interesse am Amusement-Palast der Superlative ist groß: Nicht nur wegen der Konsum– und Freizeitmöglichkeiten für die Bürger, sondern auch wegen seiner potentiellen wirtschaftlichen Bedeutung und der Schaffung von schätzungsweise 600 Arbeitsplätzen, wenn denn die Anlage einmal komplett mit Leben gefüllt sein wird.

Bislang ist dem nicht so: Tafeln mit dem Hinweis „Proxima Apertura” (Eröffnung demnächst) sind ebenso häufig wie die Schilder von Läden und Lokalen. Zwar hat der Betreiber des Festival Parks nach eigenen Angaben bisher 80 Prozent der Lokale vermietet, doch davon sind bis heute nur etwa die Hälfte fertig gestellt. In allen Ecken und Winkeln sind noch immer Handwerker zu Gange. „Bis Weihnachten wird ein Großteil fertig sein”, sagt Toni Fuster.

Mit dem angekündigten Reptilienpark, Diskotheken, einem Fitness-Center und einem Zentrum mit balearischem Kunsthandwerk fehlen zurzeit noch wichtige Pfeiler in der Kleinstadt des Konsums. „Das kann auch nur auf Mallorca passieren, dass ein Zentrum dieser Größenordnung halbfertig an den Start geht”, murrt eine kritische (mallorquinische) Besucherin. „Wir mussten ein Datum festsetzen, sonst wäre es nie in die Gänge gekommen”, sagt Toni Fuster. Schließlich gehe es um viel Geld.

Bei den Geschäften, die rechtzeitig zum Startschuss eröffnet haben, zeichnet sich eine Tendenz ab: Manches sieht nach Outlet-Shops von mallorquinischen und internationalen Marken aus. Sie richten sich eindeutig an ein jüngeres Publikum, mit relativ günstigen oder reduzierten Preisen.

Das gastronomische Angebot richtet sich ebenfalls an jüngere Leute und Familien. Es erinnert ein wenig an das Konkurrenzunternehmen Porto Pí, wo sich um Läden und Kinos ein Eldorado für Fastfoodfans entwickelt hat. Also auch im Festival Park die gängigen Hamburgerbuden, Pizzabäcker, Taco-Läden und Theken mit belegten Brötchen. Dazu haben sich ein paar Lokale mit einheimischer Kost gesellt. Der Pressesprecher des Festival Parks spricht von „durchaus auch gehobenen Lokalen”, doch scheinen sie so versteckt zu liegen, dass sie beim ersten und zweiten Rundgang nicht gleich ins Auge springen.

An den Speisekarten, dem Bier- und dem Kinoangebot wird deutlich, dass sich der Festival Park auch an deutsche und englische Besucher richtet. Im Kino, das mit 20 Sälen und moderner Technik alles schlagen will, was bisher auf Mallorca da gewesen ist, sollen künftig zwei Filme in deutscher Sprache laufen.

Bislang ist ein Hollywoodstreifen in deutscher Version zu sehen (in vier Vorstellungen pro Tag). „Man wird sehen, wie das angenommen wird”, sagt José Maria Pons, einer der leitenden Angestellten des Kinokomplexes der amerikanischen Firma AMC. Mallorca mit seinem relativ hohen Ausländeranteil sei ein spezieller, schwer abzuschätzender Markt.