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Freunde des Gerstensaftes wissen: Bier ist nicht gleich Bier. Da gibt es Unterschiede im Geschmack, in der Herstellung und im Preis. Viele Biertrinker schwören, deutsches Bier sei viel besser als spanisches, daher sind sie auf Mallorca bereit, für den heimatlichen Genuss tiefer in die Tasche zu greifen. In manchen Lokalen sind die Getränkepreise allerdings recht undurchsichtig – von manchem werden sie als „reinste Abzocke” bezeichnet.

Schon mehrfach haben sich Leser bei MM über Lokale in der Avinguda d'Antoni Maura (gegenüber der Kathedrale) in Palma beklagt. In einem dieser hauptsächlich von Urlaubern frequentierten Restaurants, dem „Iska”, zahlten Leser vor wenigen Wochen für zwei Bier und eine Cola 15'49 Euro: „Eine Frechheit”, kommentierten sie in einem Leserbrief.

Auch der MM-Redaktion kam das spanisch vor. Drei Tester-Teams zogen los, um Preise und Leistungen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Eine der Visiten erfolgte im „Iska”, um die angeprangerte Wucherei selbst zu erleben.

Doch denkste: Mit dem Essen – Gazpacho für 4'81 Euro, Paella für 8'11 Euro und Entrecôte in Pfeffersauce mit Beilagen für 14'12 Euro – waren die Kollegen absolut zufrieden. Auch der Service war „sehr zuvorkommend”. Die auf Spanisch bestellten „Cañas”, gezapfte Biere, kosteten 2'70 Euro. Dafür gab es „0'4 Liter spanisches Bier”. Dass zu den angegebenen Preisen sieben Prozent Steuer hinzukommen, weist die Karte aus. Also kein Grund zum Meckern. Fazit: Das „Iska” gehört nicht zu den billigen Restaurants auf Mallorca, von „Abzocke” konnte aber keine Rede sein.

Wir wollten uns vergewissern, dass Touristen gleich behandelt werden und erstatteten dem Lokal einen zweiten Besuch. Dem MM-Mitarbeiter, der auf Deutsch schlicht „ein Bier” bestellte, wurde ungefragt ein halber Liter vorgesetzt. Das kostete 4'51 Euro. Besagter Leserbriefschreiber hatte für einen halben Liter Bier 5'75 Euro bezahlt.

Ein freundlicher Geschäftsführer erklärte auf Anfrage die unterschiedlichen Bierpreise: Die „Caña” sei mit 0'3 Litern die kleinste Bier-Einheit und koste 2'70 Euro, das Glas mit 0'4 Liter gezapftem Bier macht 4'51 Euro und der halbe Liter 5'81 Euro. „Wir wissen, dass das nicht billig ist, aber wir befinden uns eben in bester Lage.” Die Preise seien von den Behörden abgesegnet, als legal. Wenn die bestellte „Caña” als 0'4- Liter-Bier serviert wurde und beim zweiten „Glas Bier” ein halber Liter eingeschenkt, aber nur der Preis für 0'4 Liter Bier abgerechnet wurde, dann hätten sich die Kellner offenbar in der Menge geirrt – zugunsten der Gäste.

Auch andere Lokale in dieser Straße langen beim Bierpreis ordentlich zu, nicht nur bei Importware: Das zweite Tester-Team blieb im „Café S'Hort Bar” hängen, nachdem es von den Kellnern beim Vorübergehen angesprochen worden war. Das bestellte „kleine Bier” war ein halber Liter und kostete 5'90 Euro (inklusive Steuer). Auf der Karte waren Getränkepreise bis auf Wein nicht aufgelistet.

Das Essen bot dagegen keinen Grund für Klagen. Obwohl alle Tische im Freien besetzt waren, kam es zügig. Zwei „Variada de Tapas”, jeweils vier verschiedene Tapas-Gerichte, für je 7'40 Euro liegen preislich im Rahmen. Die Portionen waren ausreichend, der Kellner freundlich und geduldig, obwohl die MM-Mitarbeiter vorgaben, kein Spanisch zu sprechen.

Als drittes Lokal wählten wir das „Mobby Dyk”. Einer der MM-Redakteure bestellte eine gemischte Vorspeise (6 Euro), die nicht ganz nach seinem Geschmack war, sowie eine Paella für 8 Euro, die „riesig und lecker” war. Der zweite orderte ein Menü für 17 Euro. Er bekam eine „klasse Fischsuppe”, der Kellner ließ den Topf zum Nachschöpfen auf dem Tisch stehen. Als Hauptgang gab es eine halbe gegrillte Dorade, die „wunderbar” schmeckte. Als Nachtisch servierte man Eis. Dazu gab es einen halben Liter Wein, der „völlig o.k.” war. Diesmal waren die Bierpreise auf der Karte aufgelistet: Das bestellte „Mahou” wurde in der größeren Variante als halber Liter gereicht und kostete 3'70 Euro.

Fazit: Auch das „Mobby Dyk” gehört nicht zu den billigen Lokalen auf der Insel, doch das Preis-Leistungs-Verhältnis kann sich sehen lassen. Insgesamt scheint es, als ob einige Restaurants in der Avinguda d'Antoni Maura versuchen, bei den Getränken ihren Schnitt zu machen. Besucher tun gut daran, vorher nach den verschiedenen Sorten, Mengen und Preisen zu fragen, um keine bösen Überraschungen zu erleben.