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Das Wetter bewegt die Gemüter seit jeher. Es ist Gesprächsthema Nummer eins, und immer findet sich jemand, dem etwas daran nicht passt. Egal ob es viel regnet, wenig oder gar nicht, ob es stürmt, schneit oder die Sonne lacht. Allen konnte es Petrus noch nie recht machen. Nicht in den vergangenen Jahren, und auch nicht in diesem. Nicht auf Mallorca, und in Deutschland noch weniger

Was aber am meisten verwundert, ist die Tatsache, dass sich halb Alemania trotz des dortigen weit schlechteren Wetters mehr um die Niederschläge auf Mallorca Gedanken macht als über den eigenen wolkenverhangenen Himmel. Zwischen Flensburg und Saarbrücken, so scheint es, herrscht die Meinung vor, Mallorca sei dem Ertrinken nahe. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht besorgte Leser oder Kollegen aus Deutschland bei MM nachfragen, wie viel denn noch von der Insel übrig geblieben sei, nachdem es doch wieder so geschüttet habe.

In der Tat waren die Regenfälle auf Mallorca in diesem Sommer beträchtlich. Im vergangenen Monat wurden an manchen Punkten der Insel sogar die höchsten in einem August gemessenen Niederschläge seit 1862 registriert. Dennoch war selbst der verregnetste August noch um Längen besser als das miese Wetter in Deutschland. Die verheerende Überschwemmungskatastrophe kann sicher nicht mit einem geplatzten Wasserrohr in Dresden erklärt werden. Es sei denn, man meint das von Petrus.

Hätte eine Berliner Familie ihre Ferien im August in Port de Pollença verbracht anstatt auf dem Balkon in Charlottenburg, wäre ihr viel Regen erspart geblieben. Wie das Deutsche Wetteramt in Offenbach auf Anfrage des Mallorca Magazins erklärte, betrug die Niederschlagsmenge im August in Berlin 107 Liter pro Quadratmeter. An der Playa von Pollença regnete es mit 53'4 Litern nur halb so viel. Wären die Münchner nach Palma gekommen, hätten sie ihre Lederhosen und Dirndl gegen Shorts und Miniröcke tauschen können. Die Durchschnittstemperaturen betrugen in der bayerischen Landeshauptstadt im August lediglich 18'3 Grad. In Palma zeigten die Thermometer einen mittleren Wert von 25'1 Grad an. Und selbst die historischen Niederschläge, die im Stadtteil Porti Pí 121'6 Liter pro Quadratmeter betrugen, konnten einen Münchner nicht schocken. 141'9 Liter fielen dort auf einen Quadratmeter. In Dresden wurden sogar 233'1 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Auch wenn diverse deutsche Medien Mallorca dem Untergang nahe sahen und mit Land-Unter-Meldungen ihr Sommerloch füllten, eines ist definitiv klar: Die Sonne scheint nach wie vor viel lieber über Palma als am gesamtdeutschen Himmel. Obwohl in Palma in diesem August die Sonne 62 Stunden weniger als im August 2001 schien, gab es doch fast 100 Sonnenstunden mehr als in Deutschland. Trotz intensivster Suche konnte der Deutsche Wetterdienst nicht mehr als durchschnittlich 193 Stunden Sonne ermitteln. Die 291 Sonnenstunden konnten sich noch immer sehen lassen. Dies ist ein ganze Woche Sonne mehr.

Trotz des eher psychologisch motivierten Vergleichs kann nicht geleugnet werden, dass Mallorca in den vergangenen zwölf Monaten zu den regnerischsten Regionen Spaniens gehörte. Genau 1050 Liter Wasser pro Quadratmeter prasselten in diesem Zeitraum auf die Insel herab. Nur noch in einigen Gebieten in Galizien und im Baskenland wurde ebenfalls die 1000-Liter-Marke überschritten.

Ein Ende der Wetterkrise ist nicht absehbar. Erst am Sonntag wurden weite Teile der Cala Ferrera durch ein Unwetter verwüstet. Das Rathaus von Felanitx schätzt den entstandenen Schaden auf etwa 90.000 Euro.

Im Gegenzug zu den mitunter fatalen Auswirkungen auf die Strände zeigt sich die übrige Insel durch den Regen so grün wie selten, und auch das Problem der Wasserknappheit werde, so das Wasserwerk, unter normalen Umständen für zwei Jahre gelöst sein. Aber was ist beim Wetter schon normal?