Boris Becker hat von der Gemeinde Artà die Genehmigung für den
Abriss und Umbau seiner zu groß geratenen Finca Son Coll erhalten.
Die Gemeinde hat jetzt dem Abrissplan stattgegeben, nachdem der
mallorquinische Inselrat bereits im vorigen Monat dem Vorhaben
grünes Licht gegeben hatte. Nach Informationen aus Artà beläuft
sich die jetzt genehmigte Bausumme auf gut 370.000 Euro.
Der Architekt des ehemaligen Tennisstars hat nun sechs Monate
Zeit, einen detaillierten Plan einzureichen, ohne den die Arbeiten
nicht begonnen werden dürfen. Nachdem die Gemeinde diesen genehmigt
hat, dürfen nicht mehr als drei Monate bis zu dem Tag vergehen, an
dem die Bauarbeiten beginnen, die spätestens ein Jahr darauf
abgeschlossen sein müssen. Damit erhält der prominenteste
Immobilienbesitzer Artàs die lang angestrebte Genehmigung nicht nur
für den Teilabriss und Umbau im Inneren der Gebäude, sondern
gleichzeitig auch für die angrenzenden Sportanlagen.
Es zeichnet sich also das Ende eine langen und zähen Geschichte
ab. Becker hatte sein Anwesen 1997 gekauft; darauf eine Finca in
ruinösem Zustand mit offiziell 314'83 Quadratmetern Wohnfläche. Das
Grundstück besteht aus vier Parzellen, insgesamt etwa 12 Hektar. Da
es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt, hätte er auf jeder
dieser Parzellen je ein Wohnhaus mit 500 Quadratmetern Fläche
errichten können. Der Ex–Profi wollte aber nur ein Haus, das aber
gerne ein bisschen größer.
Da es unter Umweltgesichtspunkten Sinn macht, statt vier Häusern
mit insgesamt 2000 Quadratmetern nur eines à 1000 zu bauen
(schließlich fällt die Infrastruktur – Zufahrten, Abwasserkanäle –
auch kleiner aus, und die Landschaft wird weniger zersiedelt), kam
man auf die Idee, die vier Parzellen untrennbar zusammenzulegen.
Die Gemeinde Artà änderte dazu extra ihre Raumordnungspläne, um
diese Möglichkeit zu schaffen.
Beckers Berater und die Gemeinde informierten Becker
offensichtlich, dass die endgültige Genehmigung vom
mallorquinischen Inselrat erfolgen müsse, der die Möglichkeit habe,
Ausnahmen zu machen. Doch hier ließ sich der berühmte Bauherr
offensichtlich falsch beraten. Zwar kann der Inselrat in der Tat
Ausnahmegenehmigungen erteilen – was er aber bei Wohnraum nie tut.
Dieser Passus steht nur deshalb im Gesetz, um etwa den Bau eines
Getreidesilos zu ermöglichen, der aus technischen Gründen höher
sein muss, als die Vorschriften eigentlich zulassen.
Das wusste Becker noch nicht, als er die Finca auf genau 987'67
Quadratmeter Wohnfläche ausbauen ließ. Im Mai 2001 erließ Artà denn
auch prompt einen Baustopp. Nachdem Beckers Einspruch vor dem
Inselrat abgeschmettert wurde, wurde von der Gemeinde das Verfahren
wieder aufgenommen und ein Bußgeld von gut 213.000 Euro festgelegt.
Das errechnet sich aus dem Schätzwert des illegal errichteten
Gebäudeteils, der auf genau 426.718.59 Euro festgelegt wurde, auf
50 Prozent davon beläuft sich prinzipiell die Strafe. Da Becker als
Bauherr die Strafe gemeinsam mit seinem Architekten, dem Bauleiter
und der Baufirma aufbringen muss, beläuft sich sein Anteil auf etwa
50.000 Euro.
Trotz all dieser Misslichkeiten hat sich Boris Becker immer noch
nicht davon abhalten lassen, seinen Bau zu legalisieren. Immerhin
kostete ihn der Spaß bislang gut 420.000 Euro extra – Kosten für
den Kauf, den bisherigen Umbau sowie Anwaltshonorare noch nicht
mitgerechnet.
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