Auf Empfängen des deutschen Konsulats auf Mallorca könnten Gäste
bald mit Ebbelwoi bewirtet werden. Denn Karin Köller, die künftige
Leiterin der diplomatischen Vertretung, ist „waschechte” Hessin aus
Mühlheim am Main. „Das ist meine Heimat”, weiß sie auch nach 25
Jahren im Auswärtigen Amt und vielen Stationen im Ausland.
In den diplomatischen Dienst geriet sie „eher zufällig”. Da sie
sich für fremde Länder und Sprachen interessierte, fand sie in den
„Blättern zur Berufskunde” des Arbeitsamtes ihren Traumjob. Nach
dem Abitur 1977 und der anspruchsvollen Aufnahmeprüfung des
Auswärtigen Amtes ging es zunächst auf die Fachhochschule des AA in
Bonn. Schon während der dreijährigen Ausbildung verbrachte sie ein
Jahr in Lissabon.
Ihr erster offizieller Törn im Ausland war auch gleich der
schwierigste. „Ich war während der Besetzung und Geiselnahme der
US-Botschaft im Teheran Khomeinis”, erinnert sich Köller.
Allerdings nicht lange, denn „die Lage wurde vor allem für Frauen
so schwierig, dass wir in einer Nacht– und Nebelaktion evakuiert
werden mussten”. Weil das nicht geplant war, ging es zu
Kurzeinsätzen nach Rom und Brasilia, dann zu längeren Stationen
nach Madrid und Warschau.
Geprägt haben sie vor allem sechs Jahre in Tunis, „da fing es
auch an, dass mich Afrika gefangen nahm”. Denn „entweder wollen die
Kollegen, die auf dem Kontinent arbeiten, nie mehr dorthin, oder es
lässt sie nie wieder los”. Zu lange dürfe man dort auch nicht
bleiben, gibt sie zu, denn der Amtsjargon, dass man sonst
„verbusche”, stimme schon. In Afrika hat Köller besonders
beeindruckt, „wie unterschiedlich doch Werte gesetzt werden können.
Vielen geht es wirtschaftlich sehr schlecht, dennoch haben sie sich
eine Herzlichkeit und Lebensfreude bewahrt, die ich sehr
bemerkenswert finde”.
Auf die bemerkenswerten Gesundheitsbelastungen hätte sie
freilich gerne verzichtet: „Malaria ist eine Gefahr, mit der man im
tropischen Afrika leben muss, aber als meine Tochter sehr schwer
daran erkrankte, dachte ich, jetzt ist es genug.” Katharina ist 13
und kommt mit nach Mallorca. Nach Tunesien und Uganda verbrachte
sie die vergangenen vier Jahre in Abidjan (Elfenbeinküste) als
Kanzlerin der deutschen Botschaft.
Auf Mallorca freut sich Karin Köller sehr, vor allem, weil sie
nach vielen Jahren in Afrika näher an Deutschland ist. Zurzeit
bereitet sie sich mit einem Spanisch-Kurs in Málaga vor – da sie
neben Englisch und Französisch auch Italienisch und Portugiesisch
spricht, kein großes Problem. „Ich verstehe schon alles, nur aktiv
ist es noch ,eine Ensalada mixta', wie meine Lehrerin meint”. Ihren
Dienst auf Mallorca tritt sie am 7. August an.
In ihrer Freizeit will sie öfter in die Heimat reisen; außerdem
hofft sie auf viel Besuch von Verwandten und Freunden. Auch wenn
nicht alle in ihrer Wohnung in Génova Platz finden werden. Zwar
habe ihr neues Zuhause es Mutter und Tochter gleich bei der ersten
Besichtigung angetan. Doch die Räume sind nicht groß genug, vor
allem nicht für ihre großformatigen Bilder. Köller ist nämlich ein
großer Fan moderner Kunst, aber viele wird sie einmotten müssen.
„Im Büro kann ich nur ein Bild aufhängen, auf das ich auf gar
keinen Fall verzichten will”, zu Hause hofft sie, Platz für das ein
oder andere Bild oder Kunstgegenstände zu finden, schließlich „kann
ich mir nicht vorstellen, ohne Kunst zu leben”.
Sie liebt Museen und Ausstellungen, auf der Documenta war sie
gleich nach der Eröffnung, zumal mit dem gebürtigen Nigerianer
Okwui Enwezor der künstlerische Leiter erstmals aus Afrika stammt.
In zwei Wochen ist mit der Tochter der nächste Besuch geplant.
Ansonsten spielt sie gerne Tennis und kocht leidenschaftlich
gerne. Sie tischt vor allem afrikanische und indische Rezepte auf,
aber auch Gerichte aus ihrer Heimat. „Das kommt besonders im
Ausland gut an: Sauerbraten, aber auch Handkäs mit Musik”. Den wird
sie nebst Ebbelwoi höchstpersönlich aus ihrer Heimat
mitbringen.
Mallorca wird also nicht nur um eine Frau Konsul reicher.
Sondern auch um die eine oder andere kulinarische Erfahrung.
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