Seine Frauengestalten sind fett oder hässlich oder geil. Oder
alles auf einmal. Seine Menschen haben nur selten Gesichter, und
wenn sie welche haben, sind es Fratzen, grausam, ohne Augen,
selbstgefällig, kalt und hartherzig. Selbst die Kinder scheinen als
giftige Greise geboren.
Carlos Mensa (1936 bis 1982), der katalanische Maler, zeigt das
Böse, in den Menschen, in der Geschichte, in sich selbst. Mit
feiner Ironie heißt die Ausstellung, die zur Zeit im Kulturzentrum
von Sa Nostra stattfindet: „Els anys de l'esplendor” – die
glanzvollen Jahre. Da sitzt der englische König Heinrich VIII. auf
einem Sahnestückchen aus schrillen Farben; die Entstehung der Welt
wird durch Maschinenteile in einem Ei dargestellt, das von einer
Hand mit Handschuh getragen wird; auf einem Selbstporträt erscheint
der Maler als barocke Figur mit Perücke und Orden, dessen Gesicht
durch ein geschnürtes Korsett verborgen wird; Helme werden wie
Masken verwendet; Kardinäle in vollem Ornat von mächtigen
Hundefratzen bewacht.
Alles hat einen Hauch von Obszönität, und selbst seine Erotik
ist immer an der Grenze zur Pornografie. Man fühlt sich bei vielen
Darstellungen an Filme von Fellini oder Buñuel erinnert. Es geht
dem Künstler offenbar darum, zu zeigen, wie gesichtslos, wie anonym
und grausam die Obrigkeit, die Regierenden und Herrscher sind. Das
war schon sein Anliegen, als er in den siebziger Jahren zum ersten
Mal auf Mallorca ausstellte. Damals waren seine Shows in der
Galerie Pelaires nicht nur ein ziemlicher Skandal, sondern auch ein
Politikum, eine klare Absage, eine dringende Kritik am
Franco–Regime.
Bemerkenswert ist, dass sich auch im Rückblick trotz aller
Demokratisierung nicht viel geändert hat. Außer der entscheidenden
Tatsache, dass eine Ausstellung wie die von Mensa heute von einem
renommierten Kulturinstitut ausgerichtet wird und der Künstler,
lebte er noch, weder Diffamierung noch Diskriminierung
riskierte.
Es sind keine schönen Bilder, die Carlos Mensa in seinen letzten
Lebensjahren gemalt hat. Sie sind voller Metaphern und Allegorien,
in surrealistischer Weise auf die Leinwand gebannt.
Mensa war niemals in der eigenen Umgebung anerkannt, seine
Erfolge feierte der Maler aus Barcelona vor allem in Italien, wo
sein großes Vorbild de Chirico lebte. Und auf Mallorca, wo er in
dem Schriftsteller Baltasar Porcel und dem Galeristen Pep Pinya
enge Freunde fand.
Doch auch in Katalonien konnte man sich der Faszination seiner
Bilder nicht entziehen. Immer wieder gab es stark kritisierte
Ausstellungen. Heute reißen sich die Sammler um seine
Arbeiten.j
Die Bilder von Carlos Mensa werden im Kulturzentrum Sa Nostra,
Palma, Carrer Concepció, ausgestellt. Geöffnet bis 14. September
von Montag bis Freitag von 10.30 bis 13.30 und von 17 bis 21 Uhr.
Samstags nur am Vormittag, sonntags geschlossen.
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