Die Bewertungen des Generalstreiks vom 20. Juni könnten krasser
nicht sein. Während Spaniens Regierungssprecher Pio Cabanillas den
fünften landesweiten Arbeitskampf seit dem Ende der Francodiktatur
gar nicht erkennen konnte, verkündeten die Gewerkschaften einen
Erfolg auf der ganzen Linie.
Auf Mallorca sind die Meinungen bezüglich der Auswirkung und
Streikbeteiligung ähnlich unterschiedlich. Lediglich 21 Prozent der
Arbeiterschaft, so die Einschätzung der spanischen Regierung, habe
sich an dem Streik beteiligt. Die Inselableger der Gewerkschaften
CCOO und UGT behaupten dagegen, dass im Schnitt 89 Prozent ihrer
Gefolgsleute die Arbeit niedergelegt hätten. Auf dem Bau und im
Hotelgewerbe sei die Streikbeteiligung sogar noch höher
gewesen.
Auch das Zählen der Demonstrationsteilnehmer auf der zentralen
Kundgebung auf der Plaça d'Espanya in Palma erwies sich als
schwieriger mathematischer Prozess, der unter dem Schlussstrich
kein einheitliches Ergebnis brachte. 7.000 Personen, so die
Abordnung der spanischen Regierung in Palma, hätten sich auf dem
Platz versammelt. Die Polizisten zählten 12.000 Teilnehmer und die
Organisatoren weit über 20.000.
Zahlenmäßige Klarheit gab es dagegen am Flughafen Son Sant Joan.
Während dort am 20. Juni nur die vereinbarten Minimalverbindungen
abgefertigt wurden, gab es am Freitag ein so hohes
Nachtflugaufkommen wie noch niemals zuvor in der Geschichte des
Flughafens. Zwischen Mitternacht und acht Uhr morgens wurden 116
Flüge mit rund 22.000 Passagieren gezählt. Insgesamt fanden einen
Tag nach dem Streik 749 Flüge statt, bei denen 72.500 Menschen
befördert wurden.
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