Am 25. Juni 2002 wäre Antoni Gaudí 150 Jahre alt geworden. Grund
genug, den bekanntensten spanischen Baumeister des Jugendstils
landesweit mit Feierlichkeiten und Sonderausstellungen zu würdigen.
Vor allem in Barcelona, wo Gaudí am eindrucksvollsten seine
künstlerischen Spuren hinterließ. Aber auch auf Mallorca verewigte
sich der zu seiner Zeit äußerst umstrittene Tausendsassa mit
zahlreichen Werken.
Mallorcas Bischof Campins beauftragte im Jahr 1904 Antoni Gaudí
mit dem Umbau der Kathedrale von Palma. Campins, von den
Fähigkeiten des katalanischen Architekten überzeugt, ließ Gaudí bei
der Gestaltung des Kircheninneren freie Hand.
Geschickt im Umgang mit Holz, Stein, Keramik und Eisen,
veränderte Gaudí die Aufteilung des Kirchenschiffes. Er versetzte
das Chorgestühl und die Hauptkanzel, machte sich am Hochaltar zu
schaffen und brachte mehr Licht in die Kathedrale.
Haupsächlich aber werden die Blicke von dem großen Baldachin
angezogen, der über den Besuchern schwebt und für die Beleuchtung
in der Kirche sorgt. Seine weiteren rund 50 Arbeiten bleiben nahezu
unbemerkt. Sie werden nicht angestrahlt, befinden sich teilweise so
hoch an den Wänden, dass sie mit bloßem Auge kaum entdeckt werden
können oder sind generell der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
„Es ist eine Schande! Wenn heute ein Tourist die Kathedrale
betritt, sieht er von Gaudí nicht viel,” empört sich der Architekt
Gabriel Vicens in der Tageszeitung „Diario de Mallorca”. Es werde
nicht einmal das Licht angeschaltet. Aus diesem Grund will Vicens
noch in diesem Jahr ein Buch veröffentlichen, in dem Gaudís Werk
auf Mallorca aussagekräftig illustriert und beschrieben sein soll.
So, dass ein jeder die Originale vor Ort auch finden könne.
Einen grundlegenden Einblick in die Arbeiten von Gaudí bekommt
man auch mit der „Modernismo”-Führung von ARCA. Die Gruppe hat sich
zum Ziel gesetzt, die Geschichte Palmas anhand von Stadtrundgängen
wiederzubeleben. Neben der Kathedrale stehen dabei die
Jugendstilgebäude in Palmas Altstadt im Mittelpunkt.
Am 23. Juni um 10.30 Uhr findet zum Preis von drei Euro der
nächste Rundgang statt. Allerdings ausschließlich auf Katalanisch.
„Sollten wir um die 15 Personen zusammen bekommen”, so die für das
Programm von ARCA verantwortliche Direktorin, Gloria García,
„würden wir auch eine Führung auf Deutsch oder Englisch
realisieren.” Interessenten können sich dafür entweder unter der
Telefonnummer 971 719 531 (spanisch) oder per E-mail unter
cultouringUhotmail.com (deutsch und englisch) auf die Liste setzen
lassen. Die ARCA-Guides informieren zweieinhalb Stunden lang über
die Entstehungsgeschichte und die Details der Jugendstilbauwerke im
historischen Zentrum.
Das erste Jugendstilhaus in Palma war das „Gran Hotel” an der
Plaça Weyler. Es wurde 1903 von Lluis Domènech gebaut und galt
unter Franco als Skandalbau. Das Erdgeschoß wurde zerstört und
diente der Diktatur als Behörde.
Gleich gegenüber vom „Gran Hotel” befindet sich das „Can
Casasayas”. Das Gebäude mit der Wellenförmigen Fassade wurde
zwischen 1908 und 1910 von dem mallorquinischen Architekten
Francesc Roca Simón errichtet.
Unmittelbar an der Plaça Marquèz del Palmer stehen die
farbenfrohsten Vertreter des Jugendstils. Das „Edifici L'Àguila”
mit seinen bunten Ziegeln und verschnörkelten Ornamenten entstand
1907 unter der Leitung von Gaspar de Bennaza. Über die genaue
Entstehungsgeschichte des Nachbarhauses mit den Mosaiken aus
Keramikbruchstücken herscht bei den Kunsthistorikern Unklarheit.
Möglicherweise wurde das „Casa Rey” 1909 vom Architekten des
„Edifici L'Àguila” fertiggestellt. Vielleicht hat sogar Meister
Gaudí persönlich Hand angelegt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist
relativ hoch. Einerseits befand sich Gaudí auf der Insel, zum
anderen war er mit dem Vater des Hauseigentümers Lluís Forteza-Rey
eng befreundet.
Die den Jugendstil beeinflussenden Stilrichtungen Neo-Mudejar,
Neo-Gotik und die Wiener Sezession können im „Can Corbella” neben
dem Olivenbaum am Rathausplatz, dem an der Längsseite des Rathauses
befindlichen Inselratsgebäudes und an der Frontfassade des
Parlaments in der Carrer Conquistador bewundert werden.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.