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Wichigte Ereignisse werden in den spanischen Medien gerne mit dem abgekürzten Datum bezeichnet. Jetzt rückt wieder so ein Tag näher: 20-J. Der 20. Juni steht für den Generalstreik, der nach dem Willen der Gewerkschaften das Land lahmlegen soll.

Wer dazu neigt, Arbeitskämpfe mit nostalgischer Sympathie zu betrachten, wird am 20-J seine helle Freude haben. Die Streikposten in Spanien, die ,,Piquetes”, sind berühmt dafür, Geschäfte und Unternehmen auch mit ,,sanfter” Gewalt daran zu hindern, den Betrieb aufzunehmen. So richtige Kämpfer für die Rechte der Arbeiter. Ob sie auch diesmal Erfolg haben werden, steht allerdings noch nicht fest. Denn allen Umfragen zufolge ist der Generalstreik nicht allzu populär.

Und das wiederum ist nur logisch. Es gibt nämlich keinen wirklichen Grund, das ganze Land stillzulegen. Aus einer Notsituation heraus ist der Streikaufruf jedenfalls nicht geboren. Man mag zur Volkspartei PP von Ministerpräsident Aznar stehen, wie man will, an dem Fakt, dass die Arbeitslosigkeit seit Jahren sinkt, ist nicht zu rütteln. Und die jüngst beschlossene Steuerreform wird gerade Leute mit geringen Einkünften entlasten.

Offiziell wird gegen das neue Arbeitsgesetz protestiert, das Erwerbslose stärker in die Pflicht nimmt, insbesondere in Bezug auf die Zumutbarkeit der angebotenen Arbeitsstellen. Aber kaum ein politischer Beobachter zweifelt daran, dass es den Gewerkschaften darum geht, dem ungeliebten Aznar möglichst viel zu schaden. Dass der Streik vor einem EU-Gipfel in Sevilla angesetzt wird, ist ein deutliches Indiz dafür.

Auf Mallorca werden nicht nur die Einheimischen, sondern auch die Urlauber die Zeche bezahlen. Achillesferse ist der Flughafen. Schon frühere Branchenstreiks haben bewiesen, dass mit geringen Mitteln großes Unheil angerichtet werden kann. Genau das, was Mallorca in der gegenwärtigen Situation nicht braucht. Bleibt zu hoffen, dass die Vernunft obsiegt und der kränkelnden Mallorca-Wirtschaft kein weiterer Schlag versetzt wird.

Apropos: Die Situation auf den Balearen – oder besser: die Politik der Regionalregierung – müsste die Gewerkschaften eigentlich längst auf die Palme bringen. Tut sie aber nicht, weil die meisten der Regierenden das aus Gewerkschaftssicht richtige Parteibuch besitzen. Zeitgemäß ist diese Denkweise nicht. 20-J – ein schönes Fest für Nostalgiker, aber zu teuer.