Am 20. Juni stehen in Spanien alle Räder still. Das ist
jedenfalls der Plan der Gewerkschaften, die zum Generalsteik
aufgerufen haben . Auch Mallorca wird dann eine geschlossene und
weitgehend von der Außenwelt abgeriegelte Insel sein.
Die meisten Geschäfte dürften schließen, Hotel- und
Restaurantbedienstete beteiligen sich laut den balearischen
Arbeitnehmervertretern mehrheitlich an den Kampfmaßnahmen gegen das
neue Arbeitslosengesetz. Vor allem der Personentransport soll an
neuralgischen Punkten lahmgelegt werden. Auf Palmas Flughafen Son
Sant Joan sollen lediglich je ein Hin- und Rückflug zu den
Nachbarinseln Ibiza und Menorca sowie ein Flug zum Festland
ordnungsgemäß abgefertigt werden. Benzin wird es nur an fünf
Tankstellen auf Mallorca geben.
Das komplette Transportwesen – Busse, Bahn, Schiffe und der
Luftverkehr – wird bestreikt. Soviel steht fest: Allein am
Flughafen werden mindestens 50.000 Passagiere von den
Kampfmaßnahmen betroffen sein. Wie der Gewerkschaftssekretär der
UGT, Manuel Pelarda, mitteilt, werde nicht ein Bus zum Flughafen
durchkommen oder von dort abfahren.
Die Auswirkungen der streikenden Busfahrer haben die Touristen
noch in bester schlechter Erinnerung. Im Juni 2001 legte ein
Busfahrerstreik den Flughafen lahm, es kam zu stundenlangen
Verspätungen. Die Wartehalle glich einem gigantischen
Schlafsaal.
Die Bilder werden sich wohl am 20. Juni 2002 wiederholen. Auf
dem Airport wird Chaos herrschen. Die Fluglotsen machen Dienst nach
Vorschrift und koordinieren lediglich ein Minimum an Flügen.
Kofferträger, Einweiser, Mechaniker und viele andere Berufsgruppen
haben sich für den Streik ausgesprochen.
Die Verhandlungen der balearischen Gewerkschaften CC.OO und UGT
mit der balearischen Regierung über die Aufrechterhaltung von
Mindestdienstleistungen im Transport von Urlaubern sind am Mittwoch
gescheitert. Der Touristentransport gehöre nicht zu den
existentiellen Bedürnissen, die laut Gesetz abgedeckt werden
müssen, so die Gerwerkschafter.
Eine Annäherung der konträren Verhandlungspositionen
hinsichtlich der Mindestversorgung wurde dagegen in anderen
Bereichen erzielt. Das Kraftwerk und der Notdienst des
Stromversorgers Gesa werden wie an einem Feiertag besetzt sein.
Ebenso die Kliniken und Gesundheitszentren. Die Kläranlagen
funktionieren weiter, und Reservekräfte für Notfälle stehen
bereit.
Der Müll bleibt jedoch stehen, lediglich der Sondermüll von
Krankenhäusern wird entsorgt. In den Bereichen Zivilschutz,
Feuerwehr, Gericht, Bestattungen, Post und Telekommunikation wird
eine Notbesetzung den Minimalbetrieb gewährleisten. Die Stadtbusse
(EMT) in Palma werden eingeschränkt, dafür aber gratis fahren. Die
Überlandbusse und die Eisenbahn verbinden die Orte der Insel mit
Palma mit jeweils einer Hin- und einer Rückfahrt.
Die Reiseveranstalter und Fluggesellschaften stehen dem
bevorstehenden Streik noch relativ unbeholfen gegenüber. Man
versuche den Streiktag weitestmöglich zu umgehen, erklärt
beispielsweise Ludger Trapp, Chefreiseleiter bei der Rewe-Touristik
(ITS, Jahn-Reisen, Tjaereborg). Bei Urlaubern, deren Abreise am 20.
Juni geplant ist, werde versucht, den Termin einen Tag
vorzuverlegen oder nach hinten zu verschieben. Anreisende sollen
nach Möglichkeit erst am 21. Juni auf Mallorca landen.
Erschwerend zu dem spanischen Generalstreik kommt der für den
19. Juni ausgerufene Streik der französischen Fluglotsen hinzu. Die
meisten Flüge von Mallorca nach Mittel– und Nordeuropa passieren
den französischen Luftraum, es drohen wiederum stundenlange
Verzögerungen.
Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel reagiert angesichts der
bevorstehenden prekären Situation ausweichend, aber optimistisch.
„Bei uns herrscht das Prinzip Hoffnung.” Keine Probleme mit dem
Generalstreik hat die balearische Umweltministerin Margalida
Rosselló (Grüne). Sie sagte ihr für den 20. Juni vorgesehenes
Treffen mit Spaniens Umweltminister Jaume Matas (PP) kurzerhand ab.
„Ich streike”, so Rosselló.
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