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Wer sich integrieren will, muss Katalanisch lernen. Das war die Botschaft des Aktionstages für die Sprache in Palma. Tausende applaudierten.

Gegen die Forderung ist groß nichts einzuwenden. Das Inselidiom ist vielen Mallorquinern eine Herzensangelegenheit. Wer also zu diesen Herzen vordringen will, kann dies mit Catalán-Kenntnissen sicher leichter bewerkstelligen.

Doch ganz so einfach ist die Sache auch wieder nicht. Denn der Aufruf heißt ja für einen Neubürger nichts anderes, als dass er zwei Fremdsprachen auf einmal lernen soll. Dass das kein Kinderspiel ist, sollten auch die Mallorquiner verstehen, zu deren Stärken die Fremdsprachen in der Regel nicht gehören. Und wenn ich mich heute für eine Reihenfolge entscheiden müsste, würde sie erneut so aussehen: erst Spanisch, dann Katalanisch. Das ist kein Affront gegen die Insulaner, sondern ein „Anpassen an die Realitäten”, das von den Sprachhütern ja so vehement gefordert wird. Denn Realität ist, dass man mit Catalán allein nicht weit kommt, nicht mal auf Mallorca.

Die Mallorquín-Bewahrer müssen zudem aufpassen, dass ihre Bemühungen nicht kontraproduktiv werden. Immer mehr Ausländer (und Festlandsspanier) sind genervt von den Aktionen pro Mallorquín. Wer etwa – es sind glücklicherweise nicht viele – Mallorquín weiterparliert, obwohl er weiß, dass sein Gegenüber ihm nicht folgen kann, mag ein Kämpfer für die Sprache sein, zuerst ist er aber nur unhöflich. Derart sind Neubürger sicherlich nicht zum Erlernen der Sprache zu bewegen. Im Gegenteil, sie blocken.

Auf einem ganz anderen Blatt stehen, und das ist letztlich viel gravierender, die negativen Folgen einer überzogenen Sprachenpolitik für die Mallorquiner selbst. Denn die obersten Sprachwächter kämpfen nicht nur für, sondern auch gegen etwas: Castellano, bei uns Spanisch genannt. Anstatt stolz zu sein auf die Zweisprachigkeit, wird die Weltsprache verbannt. In vielen öffentlichen Bereichen ist das schon geschehen, in den Gemeinden, auch in vielen Schulen. Ein Trauerspiel.

Zum Glück können wir immer noch den Eindruck gewinnen, dass die Sprachradikalen zwar mit in der Regierung sitzen, die Mehrheit in der Bevölkerung aber weit gelassener ist. Meine Erfahrung im täglichen Leben: Halb so schlimm, die Verständigung klappt gut. Hoffentlich bleibt es so.