Jetzt können viele Umweltschützer und Tourismuskritiker
feststellen, dass sie es sich nicht aussuchen können, wann wie
viele Urlauber nach Mallorca kommen. Klar: In den historischen
Rekordjahren 1999 und 2000 war der Ansturm in der Hochsaison zu
groß, das geben mallorquinische Hoteliers sowie europäische
Reiseveranstalter und Airlines hinter vorgehaltener Hand sogar zu.
Umweltministerin Margalida Rosselló (Grüne) fand 20 Prozent weniger
Urlauber angemessen, Kollegen in anderen Ressorts waren ein
bisschen diplomatischer, tendierten in Hintergrundgesprächen zu
einem Minus von fünf Prozent.
Jetzt erfüllen die Urlauber ihren Wunsch und bleiben weg.
Dummerweise aber nicht im Hochsommer, sondern ausgerechnet in der
Vor– und Nachsaison, die man eigentlich gerne verstärken wollte.
Wetten, dass es im August dennoch knacke-voll wird? Denn im
Gegensatz zu früheren Jahren werden auch Spanier, Italiener und
Franzosen auf der Insel wieder ein Hotelbett finden.
Leider werden die Deutschen und Briten durch die jetzt verstärkt
auf den Markt kommenden Sonderangebote nicht zu dem
zahlungskräftigen Publikum gehören, das man eigentlich gerne hätte.
Etliche werden sich abends in der Kneipe zu viert eine Cola teilen
– Qualitätstourismus ad absurdum. Außerdem ist es nicht möglich,
aus diesen Billigtouristen Stammgäste zu machen, denn sie kommen
nur, wenn es Sonderangebote gibt, nicht, weil sie die Insel so
schön finden.
An die Reiseveranstalter zu appellieren, nicht mit kurzfristigen
Dumping-Preisen eine Destination langfristig kaputtzumachen, ist
vergebliche Liebesmühe. Warum sollten sie sich mehr Sorgen machen
als die einheimische Regierung?
So ist also Umdenken angesagt. Um den Gast muss wieder geworben
werden, mit Werbung, aber auch mit guter Dienstleistung und
Freundlichkeit vor Ort. Aber es könnte zu spät sein, denn vor allem
hat das Image der Ferieninsel gelitten. Wie lange es dauert, ein
solches Bild in der Öffentlichkeit wieder zu ändern, haben die 80er
Jahre gezeigt, als Mallorca als Eldorado der Putzfrauen galt.
Ein wichtiger erster Schritt wäre jedoch, dass sich die Menschen
auf der Insel bewusst würden, mit welchem Kapital sie spielen. 80
Prozent des Bruttoinlandproduktes kommen aus dem Tourismus. Das
müssen die Politiker erklären, auch wenn es nicht populär ist.
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