Strom kommt in Spanien aus der Steckdose. Wer die Energie dort
hinbringt und vor allem wie sie gewonnen wird, darauf hat der
Verbraucher keinen Einfluß. Auch auf den Balearen nicht. Sich
beispielsweise wie in Deutschland einen sogenannten
Grünen-Strom-Anbieter auszuwählen, ist nicht möglich. Es gibt
keinen. Obwohl Spanien sich weltweit damit rühmt, ein
Sonnenparadies zu sein, spielt die Umsetzung der Solarenergie in
Wärme und Strom kaum eine Rolle im nationalen Energiekonzept. Die
Kraft der Sonnenstrahlung dient hauptsächlich der Bräunung bleicher
Touristenleiber.
Während gemäß der EU-Richtlinien in Rest-Europa verstärkt auf
alternative Energien gesetzt und jährlich mehr Subventionen für die
Installation dieser Anlagen zur Verfügung gestellt werden, führt
Spanien diesbezüglich ein Schattendasein. Auf den Balearen wurden
die Fördermittel für das Jahr 2002 gegenüber dem Vorjahr sogar
halbiert.
Angesichts der spanischen Subventionspolitik und der im
Vergleich zur traditionellen Energie hohen Preise ist es den
Umweltverbänden unklar, wie die von der Regierung prognostizierte
deutliche Zunahme von Solaranlagen bis zum Jahr 2010 realisiert
werden soll. Waren 1998 noch weniger als 350.000 Quadratmeter
Sonnenkollektoren für Brauchwasser und Heizung im ganzen Land
installiert, sollen es im Jahr 2010 zehn mal so viel sein (kleine
Anlagen benötigen eine Kollektorenfläche von vier bis acht
Quadratmetern). Für die Balearen wurde eine Fläche von knapp
500.000 Qudratmetern angesetzt.
Auch die Produktion von Solarstrom soll sich vervielfachen.
Wurden 1998 noch 8'6 Megawatt Strom mit der Sonne erzeugt, wird für
2010 eine Leistung von 135 Megawatt erwartet. Davon sollen allein
auf den Balearen knapp 7'3 Megawatt gewonnen werden.
Erste Schritte in diese Richtung wurden mit dem neuen, 235
Kilowatt starken Sonnenkraftwerk auf dem Betriebshof der EMT und
einer für Ende des Jahres geplanten Fotovoltaik-Anlage des
balearischen Umweltministeriums mit einer Leistung von rund 100
Kilowatt bereits in die Wege geleitet.
Ungeachtet der ökologischen Vorstöße auf Mallorca macht Spanien
keinen Hehl aus seinen Atomstrompräferenzen. Auf einer Sitzung der
europäischen Energieminister am vergangenen Wochenende in Pamplona
verteidigte die Vizepräsidentin der Europäischen Komission, Loyola
de Palacio, Spaniens Atompolitik und verwies darauf, dass die
Sicherheitsvorkehrungen in den Atommeilern weiter verstärkt und für
die Bevölkerung auch transparent gemacht würden.
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