Alles ruhig an der Ökosteuer-Front. Seit dem 1. Mai müssen
Urlauber auf den Balearen die umstrittene Ecotasa zahlen, wenn sie
in einem Hotel übernachten, aber zumindest in den ersten beiden
Tagen ging das ohne Probleme vonstatten.
Geholfen hat sicher, dass zum Beginn der Sommersaison relativ
wenig neue Gäste auf Mallorca ankamen. Am Mittwoch sind am
Flughafen Son Sant Joan lediglich 25.000 Passagiere gelandet. Sie
wurden am Airport von zehn Hostessen begrüßt, die ihnen ein
Faltblatt in die Hand drückten, auf dem Ministerpräsident Antich
die Umweltphilosophie der Insel erklärt. Man dankt dem Hotelgast
für seine Unterstützung, die Ökosteuer wird aber nicht erwähnt. In
den nächsten drei Monaten sollen eine Million Flugbätter verteilt
werden.
Außerdem haben in letzter Minute viele Hoteliers beschlossen,
von ihren Gästen keine Taxe zu kassieren und sie stattdessen selbst
zu übernehmen. In schätzungsweise 80 Prozent der Herbergen kommen
die laut Gesetz steuerpflichtigen Urlauber also um die Zahlung
herum. Nachdem Sol-Meliá dieses Vorgehen angekündigt hatte,
schlossen sich Barceló, Piñero und Iberostar an. Die ursprünglich
im Hotelverband erreichte „Gemeinschaftslösung” hatte vorgesehen,
dass zwar kassiert, im Gegenzug aber ein Gutschein ausgegeben wird,
den der Gast für Dienstleistungen im Hotel einlösen kann.
Bei diesem Vorgehen ist beispielsweise RIU Hotels geblieben.
Beim Einchecken an der Rezeption erhalten die Gäste einen Bon, den
sie wahlweise gegen Leistungen oder Merchandising-Produkte wie
T-Shirts, Käppis oder Getränke eintauschen können. Im RIU Hotel San
Francisco an der Playa de Palma zeigte sich Familie Sigrist sehr
verständig: „Wenn das Geld zielgerichtet für die Umwelt ausgegeben
wird, haben wir damit überhaupt kein Problem”, so Patrick Sigrist.
Zu siebt bleiben sie eine Woche, insgesamt müssen sie also 49 Euro
zahlen.
„Angemessen” hält der Schweizer diese Summe, der erst nach
seiner Buchung vom Reiseveranstalter über die Taxe informiert
worden war. Darüber habe man sich zwar gewundert, aber nie daran
gedacht, die Reise etwa abzusagen. In den Häusern der Kette MAC
geht es noch einfacher als bei RIU: Da wird der Betrag der
Ökosteuer am Ende einfach von der Rechnung der Nebenkosten
abgezogen.
Die umfangreiche Berichterstattung in den deutschen Medien, die
wegen der Ökosteuer für Mallorca oft negativ ausfiel, hat also auch
ihr Gutes: Touristen aus der Bundesrepublik und aus den
deutschsprachigen Nachbarländern wissen in der Regel Bescheid. Wie
Roswitha und Reiner Pröpper. Das Ehepaar aus Solingen reiste schon
am 2. Mai wieder ab, wurde im Hotel Leman an der Playa de Palma
nicht zur Kasse gebeten. Wären sie erst nach dem 1. Mai angekommen,
hätten sie dort zahlen müssen, „aber damit haben wir kein Problem”,
sagen sie. Wenn „das Geld wirklich der Umwelt zugute kommt, ist ein
Euro pro Tag und Person in Ordnung”. 22 Mal waren sie schon auf
Mallorca, und sie wollen wiederkommen. Statt Ökosteuer hatte
Roswitha Pröpper ganz andere Sorgen: Gerade war ihr am Strand die
Tasche geklaut worden, darin eine wertvolle Brille.
Während auch britische Urlauber, die noch vor den Deutschen die
größte Besuchergruppe auf den Balearen stellen, viel Verständnis
für die Umweltsteuer zeigen, regen sich die spanischen Urlauber
auf: „Wir zahlen ohnehin schon Steuern, wo wir gehen und stehen”,
meint etwa Ana Sánchez. Eine Studentengruppe aus Madrid ist sich
einig: „Für uns war es schwer genug, das Geld für diese Reise
zusammenzukratzen, wenn jetzt noch eine Steuer dazukommt, fahren
wir das nächste Mal woanders hin.”
Überhaupt keine Probleme wegen der Steuer gibt es in Mallorcas
Luxusherbergen. Im Dorint Camp de Mar etwa wird die Steuer erhoben,
ebenso in den Hotels von Arabella Sheraton.
Der mallorquinische Hotelverband FEHM, der einmal mehr
mitansehen musste, wie die Mitglieder mehr gegen– als miteinander
arbeiten, warnt vorsorglich, dass es mit der Ruhe im Hochsommer
vorbei sein könnte. Wenn die Besucherzahlen deutlich nach oben
gehen, könnte es an den Hotelrezeptionen zu Staus kommen.
Schließlich muss dem Gast erklärt werden, dass er Steuer bezahlen
muss, dass er dafür einen Bon bekommt, und dass er dafür eine
Erklärung unterschreiben muss, in der er dem Hotelier das Recht
gibt, in seinem Namen die Taxe zurückzufordern.
Innerhalb des Hotelverbandes rumort es unterdessen. Präsident
Pere Cañellas, der sich eher widerwillig zu einer zweiten Amtszeit
überreden ließ, will Gerüchten zufolge zurücktreten, weil die
Herbergsväter sich zwar auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt
hatten, sich aber viele nicht daran halten. Cañellas dementiert
aber: „Ich mache weiter.”
In den ersten Tagen der Ökosteuer-Etappe ist ein neues Problem
aufgetaucht: In vielen Hotels sind nicht nur Touristen, sondern
auch Arbeitnehmer abgestiegen, die zum Teil mehrer Monate auf den
Balearen arbeiten. „Wie soll ich denen erklären, dass sie von ihrem
sauer verdienten Geld eine Ökosteuer für Touristen bezahlen
sollen?”, fragt sich die Betreiberin eines Drei-Sterne-Hotels in
Can Pastilla. Um Arbeiter von der Taxe zu verschonen, war
beschlossen worden, Pensionen von der Pflicht auszunehmen, die
Steuer zu erheben. „Soll das heißen, dass Arbeiter kein Recht
haben, in einem besseren Hotel abzusteigen?”, wundert sich die
Hoteliersgattin.
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