Lange Zeit habe ich über jede Form von Wohltätigkeits– oder
Benefizveranstaltung die Nase gerümpft. „Charity”, das war etwas
für ältliche Damen, ohne Beschäftigung und entsprechend
gelangweilt, mit zu viel Geld, das sie natürlich niemals selbst
erwirtschaftet, sondern höchstens durch erfolgreich durchgefochtene
Scheidungen erlangt hatten.
Wohltätigkeit war Alibi für jene, denen die jeweilige
Veranstaltung die lang ersehnte Gelegenheit gab, Schmuck,
Klamotten, Statussymbole zur Schau zu stellen. Seit ich mich selbst
für das Obdachlosen–Hospiz Ca'n Gaz, das der Priester Jaume
Santandreu in Es-porles leitet, stark gemacht habe, musste ich
meine Einstellung zur „Wohltätigkeit” ändern.
Ich habe gelernt, dass Menschen wirklich aus Überzeugung
großzügig sein können, dass bei solchen Gelegenheiten nicht nur
oberflächliche Floskeln ausgetauscht werden, dass man tatsächlich
etwas bewirken kann.
Die Galeristin Joana Kunstmann veranstaltet in diesen Tagen in
Santanyí eine Ausstellung mit Arbeiten von Julien Meunié, deren
Erlös ausschließlich der Familie des Künstlers zugute kommt. Er
starb im vergangenen Jahr viel zu früh im Alter von 52 Jahren.
Ich habe Meunié anlässlich eines Interviews für MM kennen
gelernt. Er war damals schon von der Krankheit gezeichnet, wollte
allerdings nicht darüber sprechen, sondern machte Pläne für die
Zukunft, war voller Tatendrang.
Meunié war ein Mann der leisen Töne, der behutsam mit sich
selbst, mit seiner Familie, mit Frau und Töchtern umging, an dessen
Nachdenklichkeit und Reflektionen ich für einige Stunden teilhaben
durfte.
Seine Welt waren seine Bilder in all ihrer Unterschiedlichkeit
und Farbigkeit. Ich denke, es ist ein Privileg, durch Kauf oder
Ersteigerung „einen Meunié” im eigenen Haus zu haben. Und die
Familie des Künstlers braucht die Un-terstützung. Der Ausstellung
in Santanyí wünsche ich viele Besucher und vollen Erfolg.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.