Nur neun Prozent aller Deutschen würden es sich ernsthaft
überlegen, in ein Reiseziel zu fahren, in dem eine Ökosteuer
kassiert wird. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der
Fachbereich Tourismuswirtschaft an der Universität Dresden
durchführen ließ. Wie Lehrstuhlinhaber Walter Freyer betont, „heißt
das aber noch lange nicht, dass neun Prozent weniger Gäste auf die
Balearen reisen würden”, wenn, wie geplant, die Ecotasa für
Hotelgäste ab dem 1. Mai kassiert wird.
Vielmehr, so der Professor gegenüber MM, bedeute dies, dass für
die überwiegende Mehrheit der 8000 Befragten eine solche Abgabe bei
der Urlaubsplanung gar keine Rolle spiele; die genannten neun
Prozent könnten nach reiflicher Überlegung zu dem Ergebnis kommen,
„dass es ihnen auf Mallorca doch so gut gefällt, dass sie die Taxe
in Kauf nehmen”. Er selbst sei im übrigen überrascht gewesen, dass
sich nicht mehr Menschen gegen eine Öko-Abgabe ausgesprochen
hätten.
Freyers Institut unterstützt mit seiner Arbeit das balearische
Fremdenverkehrsamt Ibatur, für das es die Nachfrage sowie die
Angebotsseite (also Reiseveranstalter oder Fluglinien) in
Deutschland verfolgt.
Nach den Freyer vorliegenden Zahlen wollen 90 bis 95 Prozent der
Deutschen ihre Reisepläne nicht verändern, also im Wesentlichen so
Urlaub machen wie in der Vergangenheit, 11. September hin,
Wirtschaftskrise her. Das seien lediglich wenige Prozent weniger
als in den Vorjahren, betont der ehemalige Geschäftsführer eines
Reisebüros in Berlin. Die Unsicherheit der Verbraucher drücke sich
jedoch in der Tat in einer Tendenz hin zu bekannten Reisezielen
aus.
Auch wenn die Balearen nicht von der unsicheren Weltlage
profitieren, wie das vielfach in Erinnerung an die Kriege im Golf
und auf dem Balkan, das Kurdenproblem in der Türkei oder den
Terroranschlag 1997 in Ägypten erwartet worden war. Verändert hat
sich jedoch laut Freyer das übliche Verhalten der Kundschaft,
bereits im Dezember und Januar den Jahresurlaub zu buchen. Diese
Zurückhaltung sei in allen Destinationen zu spüren. Die
Reservierungen hinken seinen Informationen nach um 15 Prozent
hinterher. „Das gilt für alle Zielgebiete, die Balearen liegen in
der gleichen Größenordnung, auf keinen Fall schlechter”, betont
er.
Angesichts des heftigen Streits zwischen Balearen-Regierung und
Inselhoteliers appelliert Freyer an alle Beteiligten, das Gespräch
zu suchen und eine einvernehmliche Lösung zu finden. Dann könne man
Werbung für die Destination machen.
Trotz aller Widrigkeiten ist nach Freyers wissenschaftlich
fundierter Meinung Mallorca in den Augen der meisten Deutschen
immer noch das beliebteste Reiseziel, der „Inbegriff für Erholung,
Spaß und Freude”. Leider werde dies von den Medien viel zu wenig
beleuchtet, die dagegen oft dargestellten Schattenseiten seien
nicht repräsentativ für das Ganze.
Er selbst ist weitgereist – und kommt immer wieder gerne nach
Mallorca. Zu seiner jetzigen mehrtägigen Dienstreise zu Gesprächen
brachte Freyer seine Familie mit. Mit Frau und zwei Töchtern
(sieben und 13 Jahre) hat er voriges Jahr seinen Haupturlaub auf
der Insel verbracht. Der 51-jährige Professor hat keinen wesentlich
anderen Geschmack als seine Befragungsteilnehmer: „Mir gefällt
besonders die Vielfalt der Insel.”
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