Was kaum für möglich gehalten wurde, die balearischen
Unternehmer haben es geschafft. Sie kritisierten die
Regionalregierung wegen ihrer „völlig verfehlten Tourismuspolitik”
noch schärfer als bisher. Miquel Vicens, Präsident des
mallorquinischen Fremdenverkehrsvereins Fomento de Turismo, nannte
das Govern „autistisch”, weil es vor den offensichtlichen Tatsachen
die Augen verschließe und trotz der deutlich im Keller befindlichen
Buchungszahlen von guten Aussichten für die Sommersaison
spreche.
Josep Oliver, Präsident des balearischen Unternehmerverbandes
CAEB, erklärte, dass die Reservierungen auf Mallorca gegenwärtig so
schlecht seien, dass viele Hotels erst im Mai öffnen würden. „Über
Ostern könnte man zwar eine Auslastung von etwa 80 Prozent
erreichen, aber der April würde so schlecht, dass sich das nicht
lohnt”, so der Verbandschef weiter.
Er rechnete vor, dass ein Rückgang der Gästezahlen einen
Einnahmeausfall von mehr als 420 Millionen Euro bedeuten würde.
„Und das betrifft alle Branchen und sozialen Schichten auf den
Balearen”, betonte er, „nicht nur die Tourismuswirtschaft.” Er wies
insbesondere darauf hin, dass britische Fluggesellschaften mehr als
18.000 Slots, also Start– und Landerechte, für diesen Sommer auf
Mallorca storniert hätten, was drei Millionen weniger Touristen
bedeuten würde. Ihre Hauptforderung: Die Ökosteuer für Touristen
muss weg.
Oliver und Vicens waren mit ihrer Meinung nicht alleine. Miquel
Codolá, Inhaber der Hotelkette Valentins und Gründungspräsident des
mallorquinischen Hotelverbandes FEHM, hatte einen Tag zuvor die
gesamte Branche zusammengetrommelt, um gegen die Regionalregierung,
vor allem ihr Ökosteuerprojekt, Front zu machen. Seinem Aufruf
folgten alle, so viel Einigkeit hatte es nie gegeben. Mit dabei
waren etwa Gabriel Escarrer (Sol Meliá), Miquel Fluxà (Iberostar)
José Lorenzo Mulet (Barceló), Damián Segui (Son Amar) und Miquel
Ramis (Grupotel).
Gegen ihre massiven Angriffe setzte sich Ministerpräsident
Francesc Antich (PSOE) zur Wehr. „Ohne die Ökosteuer ist das
touristische Modell der Zukunft auf den Balearen in Gefahr”,
unterstrich er. Und: „Die Taxe wird wie geplant am 1. Mai
eingeführt.” Sein Finanzminiser Joan Mesquida (PSOE), sagte am
Donnerstag, dass die Ausführungsbestimmungen, die das Kassieren der
Abgabe in den Hotels und das Weiterleiten ans Finanzamt regulieren,
an diesem Freitag, 22. Februar, oder eine Woche später im Kabinett
beschlossen werden könnten.
Während die Hoteliers weiter entschlossen sind, dagegen
juristisch vorzugehen, hat Tourismusminister Celestí Alomar (PSOE)
ein Beratergremium einberufen, das Projekte vorschlagen soll, die
aus den Einnahmen der Ökosteuer finanziert werden sollen. Ohne
konkret zu werden, erklärte er, dass diese Vorschläge dann in einer
ressortübergreifenden Kommission beschlossen werden würden. Schon
in diesem Jahr sollen die ersten Pläne durchgeführt werden, laut
Antich handelt es sich dabei um „Vorzeigeprojekte”.
Der Ministerpräsident monierte, dass die Katastrophenmeldungen
der Hoteliers dem Image der Urlaubsinseln schaden würden. Einmal
mehr bot er ihnen den Dialog an, seine „Tür steht weiterhin
offen”.
Um den Balearen ein besseres Image zu bescheren, wollen die
Touristikunternehmen jetzt in eigener Regie Werbung machen. Noch
ist nichts beschlossen, aber Initator Miquel Angel Fornés,
Vorsitzender des Verbandes der Hotelketten, will so 2003 die
Urlauber zurückgewinnen, die man in diesem Jahr verlieren wird. Für
2002 sei es bereits zu spät, noch etwas durch Werbung zu
erreichen.
Am balearischen Fremdenverkehrsamt Ibatur, eigentlich für die
Tourismuswerbung zuständig, ließ er kein gutes Haar. Geplant ist,
eine dauerhafte Infrastruktur für Tourismuswerbung zu schaffen, die
von den Unternehmern finanziert würde. Eine Rolle, die der
Fremdenverkehrsverein Fomento übernehmen könnte – schließlich ist
er vor 96 Jahren aus diesem Grund aus der Taufe gehoben worden.
Außerdem denken die Branchenvertreter über eine eigene Präsenz
auf Messen nach, um sich die „Peinlichkeit” des bisherigen
Balearen-Standes zu ersparen. Im März will man auf der ITB in
Berlin verhandeln.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.