Das Hickhack um die Ökosteuer auf den Balearen geht weiter.
Jetzt soll die umstrittene Abgabe ab 1. Mai kassiert werden, nicht
wie ursprünglich geplant bereits im März. Das erklärte der
balearische Ministerpräsident Francesc Antich (PSOE) vergangene
Woche auf der Tourismusmesse Fitur in Madrid. Er erklärte die
Verzögerung mit „technischen Gründen”. Zur Zeit arbeitet sein
Finanzminister Joan Mesquida (PSOE) an den Ausführungsbestimmungen,
nachdem das spanische Verfassungsgericht im Januar die zeitweilige
Suspendierung des Regionalgesetzes, gegen das die spanische
Zentralregierung klagt, aufgehoben hatte. Die „Steuer auf
Übernachtungen in touristischen Beherbergungsbetrieben”, wie die
Ecotasa offiziell heißt, soll je nach Kategorie der Unterkunft
zwischen 0'25 und zwei Euro pro Person und Nacht betragen.
Dieser Aufschub hat allerdings keine Ruhe in die Diskussion
zwischen Regionalregierung und Touristikunternehmern gebracht. Auf
der Messe zeigten sich die mallorquinischen Hoteliers, die die
Steuer von ihren Gästen eintreiben sollen, geradezu erbost. Das
Angebot Antichs, über die Ausführungsbestimmungen zu verhandeln,
lehnte Pere Cañellas, Präsident des mallorquinischen Hotelverbands
FEHM, ab. „Wenn feststeht, dass die Taxe am 1. Mai eingeführt wird,
worüber sollten wir dann noch sprechen?”
Allerdings sind in der bislang geschlossenen Front der
Herbergsväter erste Risse aufgetreten. Unter Führung von Jaume
Cladera, von 1983 bis 1990 balearischer Tourismusminister und jetzt
geschäftsführender Gesellschafter von Stil-Hotels, will man mit dem
aktuellen Amtsinhaber, Celestí Alomar (PSOE), verhandeln, um
wenigstens einen Aufschub bis 1. November zu erreichen. Dann
beginnt die Wintersaison, für die im Gegensatz zur kommenden
Sommersaison die Preise noch nicht festgelegt und die Kataloge der
Pauschalreiseveranstalter noch nicht gedruckt sind. Mit Alomar
wollen dem Vernehmen nach auch Pedro Pasual, Geschäftsführer von
Viva Hotels, und Miquel Amengual, Chef von Mac Hotels, sprechen.
„Delegationsleiter” Cladera ist mit Alomar persönlich befreundet,
eine Beziehung, die aus Zeiten stammt, als der heutige Amtsinhaber
unter Cladera Staatssekretär im Tourismusministerium war.
Cañellas ficht das nicht an, es handele sich lediglich „um drei
Hoteliers”, die nicht für die Branche sprechen. Ein Mitbegründer
des Hotelverbands Playa de Palma erklärte gegenüber MM
jedoch, dass mallorquinische Hotels selten solidarisch seien. „Das
war schon immer so, beispielsweise, als man eine geschlossene
Preisfront gegen die Reiseveranstalter aufbauen wollte, und das
wird auch immer so bleiben.”
Es scheint jedoch sicher, dass die Mehrheit der Herbergsväter
alle juristischen Mittel gegen die Ökosteuer ausschöpfen wollen.
Von seiten der FEHM ist geplant, den Mitgliedern bei Klagen gegen
die Ausführungsbestimmungen und die einzelnen Zahlungsbescheide
rechtlichen Beistand zu geben.
Theoretisch wird es für die Hoteliers zwei Varianten geben, die
Steuer abzuführen. Zum einen, indem sie für jeden Gast, der laut
Gesetz der Steuerpflichtige ist und tatsächlich in der Herberge
übernachtet hat, die Taxe ans Finanzamt abführen. Zum anderen,
indem sie die Zahl der Übernachtungen schätzen und dann im Voraus
die entsprechende Summe abzüglich eines Rabatts abführen.
Darauf wollen sich die Cañellas-Treuen keinesfalls einlassen.
Der FEHM-Chef hatte bereits vor Wochen angekündigt, dass man das
Geld statt ans Finanzamt zu überweisen, auf notarielle Anderkonten
einzahlen wolle. Dort soll es bis zum Ende der Prozesse bleiben,
bestenfalls hat bis dahin das spanische Verfassungsgericht das
Ökosteuergesetz für verfassungswidrig erklärt.
Irgendwoher muss das Geld für die notariellen Anderkonten aber
auch kommen. Während einige Hoteliers anscheinend kein Problem
damit haben, dies von ihren Gästen zu kassieren, kristallisiert
sich eine Gruppe von größeren Ketten heraus, die aus dem Thema eine
Werbekampagne machen wollen. Noch ist zwar nichts entschieden, aber
einige Herbergsväter zeigen sich wild entschlossen, damit Reklame
zu machen, die Ökosteuer für ihre Kunden zu übernehmen.
Präsident Antich dürfte das egal sein. Ein anderes Thema für ihn
ist, die angekündigten Umwelt– und Infrastrukturprojekte zu
finanzieren, auch wenn kein Geld fließt. Deswegen hat er bereits
erklärt, dass Finanzminister Mesquida prüfe, entsprechende Kredite
aufzunehmen. Als Sicherheit sollen dann genau die notariellen
Anderkonten dienen, auf denen die Hoteliers ihre Ökosteuerzahlungen
parken wollen.
Zu der grundlegenden Ablehnung der Hoteliers gegen die Ecotasa
kommt in diesem Jahr die schlechte Buchungslage hinzu. Nach wie vor
liegen die Reservierungen für die Balearen mit etwa 30 Prozent
gegenüber dem Vorjahr im Minus. Nicht nur deutsche
Reiseveranstalter sehen in der Taxe einen Grund für die Unlust der
Kunden, nach Mallorca zu reisen. Demgegenüber sagte
Ministerpräsident Antich, alle Anzeichen deuteten auf eine gute
Saison hin. Die Menschen würden lediglich später buchen. Im
vergangenen Jahr seien die Hotelpreise auf den Balearen um elf
Prozent gestiegen. „Das entspricht mehreren Ökosteuern, und kein
Kunde ist deswegen weggeblieben. Warum also wegen der Ecotasa?”
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