Voraussichtlich ab März müssen Urlauber, die in einem Hotel auf
den Balearischen Inseln übernachten, Ökosteuer entrichten. Das
spanische Verfassungsgericht hat am Donnerstag die vorläufige
Suspendierung des „Gesetzes zur Besteuerung von Übernachtungen in
touristischen Übernachtungsbetrieben” aufgehoben.
Dagegen hatte die spanische Zentralregierung geklagt, weil es
eine verfassungswidrige Doppelbesteuerung sah. Mit der Annahme der
Klage im Juli war das Gesetz für sechs Monate vorläufig außer Kraft
gesetzt worden. Die Veröffentlichung des Beschlusses im
öffentlichen Verkündigungsblatt BOE erwartet der balearische
Finanzminister Joan Mesquida (PSOE) in etwa drei Wochen, danach
brauche die Regionalregierung noch einmal so lange, um die
Ausführungsbestimmungen zu beschließen, die regeln, wie die Steuer
kassiert wird. Mesquida rechnet damit, dass die Ökosteuer in etwa
sechs Wochen kassiert werden kann.
Pro Nacht und Person werden dann je nach Kategorie des Hotels
zwischen 0'25 und zwei Euro fällig. In der Regel (in Häusern der
Kategorie zwei bis vier Sterne) zahlt der Gast einen Euro pro
Nacht. Der Finanzminister hofft in diesem Jahr auf Einnahmen in
Höhe von etwa 60 Millionen Euro. Wie Ministerpräsident Francesc
Antich (PSOE) erklärt, sollen die in Projekte zur Verbesserung der
Umwelt und der touristischen Infrastruktur fließen.
Der Aufhebung der Suspendierung ist noch kein Urteil, das noch
mehr als zwei Jahre auf sich warten lassen dürfte. Sollte dieses
auf verfassungswidrig lauten, würden gezahlte Beiträge dennoch
nicht an die Urlauber zurückgezahlt, wie Mesquida unterstreicht,
„weil es praktisch unmöglich ist”.
Reaktionen aus der Touristik-Branche ließen nicht auf sich
warten. „Das ist ein völlig falsches Zeichen für den Reisemarkt im
allgemeinen und Mallorca im besonderen”, erklärt Mario Köpers,
Direktor für Kommunikation beim Reiseriesen TUI. Die Buchungslage
sei insgesamt rückläufig (etwa um 30 Prozent), da könne man eine
solche Nachricht nicht gebrauchen. Angesichts der schlechten
Wirtschaftslage in Europa sei der Verbraucher außerdem besonders
sensibel, „da reicht es schon, wenn man von Preiserhöhungen
spricht”, auch wenn sie gar nicht so hoch ausfallen.
Miquel Vicens, Präsident des mallorquinischen
Fremdenverkehrsamtes Fomento und erklärter Gegner der Steuer, gibt
sich ungewohnt zurückhaltend. „Wir machen uns vor allem Sorge, dass
die Medien in Deutschland und Großbritannien wieder eine Polemik
lostreten”, so der Hotelier. Jetzt müsse man abwarten, wie die
Hoteliers, die die Steuer von ihren Kunden einziehen und an die
Balearenregierung abführen sollen, reagieren. „Das Schlimmste wäre
eine anhaltende kontroverse Diskussion.”
Der mallorquinische Hotelverband FEHM will alle juristischen
Möglichkeiten gegen die Ausführung des Gesetzes ausschöpfen, betont
Geschäftsführer Antonio Munar. Er kritisiert vor allem, dass die
Regionalregierung das Gesetz mitten in der schlimmsten Rezession
des Tourismus aller Zeiten erheben will und erinnert Antich an
seine Ankündigung, die Steuer in besonderen Umständen nicht zu
kassieren.
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