TW
0

Während die Hiobsbotschaften aus der Perlenfabrik Majórica in Manacor nicht abreißen, haben am vergangenen Dienstag über 10.000 Menschen – 5000 nach Polizeiangaben – gegen den geplanten Stellenabbau in dem mallorquinischen Vorzeigeunternehmen protestiert. Die Mitarbeiter des finanziell in die Krise geratenen Unternehmens zogen in einem Demonstrationszug durch die Stadt. Die Firmenleitung will bekanntlich 188 der rund 500 Arbeitsplätze streichen.

Zahllose Bürger reihten sich in den Protestzug ein. An der vom Betriebsrat und den Gewerkschaften organisierten Massen-Kundgebung beteiligten sich unter anderem der balearische Arbeitsminister Eberhard Grosske (Vereinigte Linke), der Bürgermeister von Manacor und sämtliche Stadträte.

„Hier ist nicht Kolumbien, Majórica ist Manacor”, hieß es auf einem der mitgeführten Transparente in Anspielung auf die Herkunft des ehemaligen Majórica-Vorstandsvorsitzenden und Hauptaktionär, José Arozamena, der für das Debakel der Firma verantwortlich gemacht wird. Arozamena hält nach Medienberichten die Hälfte der internationalen Investmentgesellschaft Alpha Private Equity Group. Weitere Anteile hält angeblich die deutsch-amerikanische Unternehmerfamilie Berggruen.

Die Gewerkschaftsfunktionäre kündigten gerichtliche Schritte an und forderten von der Politik eine nachträgliche Untersuchung des Besitzerwechsels von Majórica vor drei Jahren. Damals hatte die Alpha-Gruppe den 1902 gegründeten Perlen-Hersteller für rund zehn Milliarden Pesetas (117'5 Millionen Mark) erworben. Die Gesellschaft soll den Kauf über Kredite finanziert haben, die wiederum Majórica mit zum Teil 15 Prozent Zinsen in Rechnung gestellt wurden. Dieser aufgebürdete Schuldenberg habe die Firma trotz solider Umsätze in eine gefährliche Schieflage gebracht, kritisieren die Gewerkschaften.

Für tiefe Verunsicherung in der Belegeschaft sorgte auch die Ankündigung der Firmenleitung am Donnerstag vergangenen Woche, die Gehälter für November nicht auszahlen zu können. Einen Tag später hieß es dann, die Löhne werden nun doch überwiesen. Arbeitsminister Grosske warf dem Management schwere Fehler vor. Er appellierte laut „El Mundo” an die Aktionäre, mit der versprochenen Ausweitung des Stammkapitals den Weg zur Gesundung von Majórica freizumachen.