Der Sturm, der vier Menschenleben gefordert hat, ist
weitergezogen. Zeit, um Bilanz zu ziehen. Von den Bildern der
ersten Unwettertage prägten sich uns besonders jene ein, die Boote
und Yachten auf dem Trockenen zeigten – ihrem Element entrissen und
Spielzeugen gleich aufs Land geworfen. Auch viele hundert Häuser
wurden beschädigt, Mauern zu Fall gebracht, Straßen
fortgespült.
Diese materiellen Schäden mögen enorm sein. Doch Boote oder
Mauern sind ersetzbar. Das ist anders bei den Schäden an Mallorcas
Natur. Und die tun, jetzt beim zweiten Hinsehen, besonders weh.
Ganze Pinienhaine wurden umgemäht , selbst „Centenarios”, wie die
Jahrhunderte alten Bäume genannt werden, einfach entwurzelt. Dieser
Schaden ist nicht mit Geld zu beheben, es wird viele, viele Jahre
dauern, bis sich der Baumbestand wieder erholt hat.
Eine Unbekannte sind die Schäden an den Stränden. Einige Playas
haben aufgehört zu existieren oder sind nur noch ein Handtuch.
Werden sie sich regenerieren? Oder muss der Mensch nachhelfen? Die
Diskussion ist schon in Gang gekommen. Sandaufschüttungen sind
umstritten, da keine dauerhafte Lösung und schädlich für Flora und
Fauna. Und es wird auch schon der Zeigefinger erhoben: Der Sand sei
nur verschwunden, weil der Mensch durch die Bebauung am Meer das
Gleichgewicht gestört habe.
Das ist sicherlich richtig, hilft aber nicht weiter. Sollten
sich die Playas über den Winter nicht erholen – diese Chance und
Zeit sollte man ihnen gönnen –, wird gar nichts anderes übrig
bleiben, als mit Aufschüttungen zu beginnen. Denn machen wir uns
nichts vor: Mallorcas Kapital sind immer noch die Strände. Ohne
Strände keine Gäste, ohne Gäste kein Einkommen.
Wohl aber sollte man die Ratschläge der Biologen einholen, um
die Eingriffe möglichst „sanft” vorzunehmen. Außerdem muss
intensiver erforscht werden, wie die Playas in Zukunft besser zu
schützen sind.
Handlungsbedarf gibt es auch auf höherer Ebene. Dieser
„Jahrhundertsturm” muss nicht der letzte seiner Art auf Mallorca
gewesen sein. Zwar lassen sich hier ebensowenig wie bei Orkan
Lothar vor zwei Jahren in Deutschland direkte Zuammenhänge mit den
globalen Klimaveränderungen nachweisen, ein ungutes Gefühl stellt
sich gleichwohl ein. Man mag nicht mehr an Zufall glauben. Hier
braut sich etwas zusammen.
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