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Uns allen ist Grappa von Besuchen in italienischen Restaurants seit langem ein Begriff, aber wer kennt schon Aguardiente de Orujo? Beide Begriffe beschreiben das gleiche Getränk – den Tresterbrand. Was den Franzosen ihr Marc de Champagne oder Marc de Bourgogne, den Portugiesen ihr Bagaceira und den Italienern ihr Grappa, das bezeichnen die Winzer hierzulande mit dem Überbegriff Aguardiente de Orujo. Der ist übrigens nicht zu verwechseln mit Aguardiente de Vino, gemeinhin ebenfalls bestens bekannt als Brandy.

Der Aguardiente de Orujo wird, wie seine Kollegen in anderen Ländern, aus den Pressrückständen der Trauben – dem sogenannten Trester destilliert. Dabei kommt alles zur Verwendung: Stiele, Schalen und Kerne – der Rest, der nach der Pressung übrig bleibt.

Es gibt aus der Geschichte die unterschiedlichsten Arten der Destillation. Sie diente im Mittelalter den Alchemisten. Die Araber benutzten sie zur Parfümherstellung und erst im Italien des 12. Jahrhunderts diente sie auch zur Herstellung von hochprozentigen Getränken.

In Spanien haben sich viele Winzer der Produktion von Tresterbränden verschrieben. Sie kommen einerseits aus Galizien, dort werden sie aus den Rückständen der weißen Trauben des Albarino gebrannt. Man nennt sie dort schlicht Orujo. Neuerdings achtet man auch darauf, dass sie nicht zu hochprozentig ausfallen (bis zu 60 oder auch 70 Prozent oder mehr waren keine Seltenheit). Die modernen Orujos pendeln sich etwa bei 40 bis 45 Prozent ein.

Andererseits werden in der Denominación Cava, praktisch auf der anderen Seite der iberischen Halbinsel, die sogenannten Marcs hergestellt. Sie haben die typischen Cava–Rebsorten wie Parellada, Xarel.Io oder Macabeu zur Grundlage. Einen Trester aus der letztgenannten Gilde möchte ich Ihnen vorstellen: den Marc de Gramona, produziert von Jose Luis Gramona. Er ist im Eichenfass ausgebaut und auffallend mild im Geschmack. Man trinkt ihn gut gekühlt, aber nie gefroren, auch wenn er in Lokalen zuweilen so serviert wird. Der Preis für den exzellenten Marc beträgt ca 3300 Pesetas im Handel.

Der Autor, Norbert Deingruber, ist Inhaber der Weinhandlung „Casa del Vino” in Manacor.