Es ist immer noch schwierig, mit mallorquinischen Hoteliers zu
verhandeln”, sagt Ines Stein. Die Begründung der Direktorin für die
Balearen bei der Rewe-Touristik (Veranstaltermarken ITS, Jahn
Reisen und Tjaereborg) am Rande der Katalogvorstellung in Köln:
„Viele setzen nach den Terroranschlägen auf einen Balearenboom”,
sind entsprechend bei Preis und Produkt wenig flexibel.
Deswegen stellen sich die 230 Hotels auf Mallorca in den
Katalogen preislich uneinheitlich dar: „20 Prozent sind günstiger,
20 Prozent etwas teurer, 60 Prozent so teuer wie im Sommer 2000”,
so Stein. Allerdings, so betont sie, läge das Problem mittlerweile
beim Service: „Die Reklamationen über unfreundliches Personal
häufen sich, haben die über das Essen oder Lärm überholt.” Nachdem
sich der überhitzte Bauboom auf der Insel abgekühlt hat, kann sie
nun auf Entspannung im Arbeitsmarkt und damit auf mehr und vor
allem motiviertere Kellner und Hotelangestellte hoffen.
Die Hoffnung aufgegeben hat sie allerdings, was die
Zusammenarbeit mit dem balearischen Fremdenverkehrsamt Ibatur
anbelangt. „Die waren als wichtigste Destination nicht auf unserer
Reise-Messe präsent”, klagt sie. Während viele Jahre die Balearen
die letzte Umschlagseite der Kataloge als Werbung nutzten, wollten
sie jetzt auf zwei Innenseiten Reklame für die Wintersaison machen.
„Und das in den Sommerkatalogen, wie sie darauf wohl kommen”, so
Ines Stein mit Unverständnis.
Immerhin ist die Ökosteuer, die Touristen auf den Balearen
bezahlen sollten, vom Tisch. Wenn sie nicht vom spanischen
Verfassungsgericht kassiert wird, dürfte sie die Balearen-Regierung
wegen der kritischen Marktlage aussetzen. „Die unsägliche
Diskussion hat uns in der Sommersaison 2001 drei Monate gekostet”,
erinnert sie sich, „wir konnten das Minus zu Beginn nur durch eine
hohe Zahl von Sonderangeboten ausgleichen”.
Das schlechte Image der Balearen in Deutschland soll jetzt eine
PR-Agentur richten, die von Ibatur beauftragt worden ist. Aber das
Hauptproblem in den Augen der Balearen-Direktorin ist der Eindruck,
dass Familien als Urlauber nicht mehr gern gesehen sind. „Bei dem
ganzen Gerede von Luxus, Golf und Wellness wird vergessen, dass die
Familien die Basis für das Geschäft auf der Insel sind”, moniert
Stein.
Ihrem Unmut über Ibatur-Direktorin Tiffany Blackman lässt sie
freien Lauf: „Die Gespräche, die der Deutsche Reisebüro Verband DRV
mit Ibatur geführt hat, waren schwach. Wir hatten mit einer
Beteiligung von Tourismusminister Alomar gerechnet, stattdessen
stand da Frau Blackmann mit einem Marketing-Plänchen. Um mit ihr zu
sprechen, springt sicherlich niemand mehr in einen Flieger.”
Ines Stein ist nicht ganz sicher, ob es an mangelndem Willen
oder an mangelnder Kompetenz liegt. Aber „nach den Terroranschlägen
hätte sie doch die deutsche Reiseveranstalter-Landschaft einmal
abgrasen und nach deren Meinung befragen können. Das ist doch nicht
schwierig – es sind ja nur noch vier große übrig.” Ihr Fazit: „Wer
glaubt, der Pauschalurlaub läuft von alleine, täuscht sich.” Länder
wie die Türkei und Tunesien würden diesen Sektor deutlich besser
bewerben. Damit haben sie laut Ines Stein auch nach den
Terrorattacken Erfolg: Die Vorausbuchungen für die Türkei liefen
bei der Rewe-Touristik unverändert gut.
Doch auch die Buchungen für Mallorca seien gegenwärtig nicht
schlecht, so die Rewe-Direktorin. Mit Wachstum rechnet sie dennoch
nicht, sie plant wie in der vergangenen Saison mit 300.000 Gästen.
Für die gibt es auf Mallorca keine wesentlichen Neuerungen im
Programm. Wieder im Jahn-Katalog ist das Hotel Galatzó Mallorquín
(zwei Wochen mit Flug, Übernachtung und Halbpension ab 1139
Euro).
Auf Mallorca soll in Zukunft investiert werden, um die Zahlen
nach oben zu bringen. „Wir müssen akzeptieren, dass TUI und
Neckermann vor uns da waren, ihre Hotelbeteilungen unter Dach und
Fach haben und nicht mehr eingeholt werden können”, gibt sich Ines
Stein realistisch. Aber nachdem es wieder möglich sei, Hotels zu
vernünftigen Preisen zu kaufen, verhandelt auch die Rewe. So gibt
es Gespräche mit einer Hotelkette, die „sehr erfolgversprechend”
verlaufen. Geplant ist außerdem die Eröffnung eines
Calimera-Aktivhotels in der Nähe von Alcúdia im Jahr 2003, dem
zweiten Haus der Kette auf der Insel.
Beruhigend für Gastronomen: Während auf Ibiza vor allem die
All-inclusive-Hotels gut laufen, ist die Nachfrage in diesem
Segment auf Mallorca geringer. Ines Stein glaubt, dass das an der
Insel liegt, die außerhalb des Hotels viel bietet. Also sollen auf
der Hauptinsel keine All-inclusive-Anlagen hinzu kommen.
Investitionen auf Mallorca trotz der harschen Kritik an der
Insel? „Selbst wenn wir richtig sauer auf die Mallorcquiner sind,
kommen wir reumütig zurück”, antwortet die Touristikerin lachend,
„es gibt keine Insel, die annähernd so viel bietet. Gerade bei der
Hotelstruktur wird das Angebot immer besser.”
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