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Die Mallorquiner sind ein Völkchen von Autofahrern. Das hat erstens damit zu tun, dass sie genauso genauso bequem sind wie Deutsche, Briten und Franzosen, und zweitens mit dem katastrophalen öffentlichen Personennahverkehr. Die Stadtbusse in Palma haben eine miserable Frequenz, mit den Überlandbussen zu reisen ist eine Geduldsprobe für Gemüts-Athleten, und ein inselweites Schienennetz ist noch ferne Utopie.

Zumindest die Hälfte der Mallorquiner, nämlich die Bevölkerung Palmas, könnte wenigstens mit dem Rad fahren. Die Stadt ist dafür, von einigen Steigungen und den heißesten Sommerwochen einmal abgesehen, eigentlich ideal. Viel zu gefährlich, sagen die meisten. Wegen der vielen Autos. Das ist erstens richtig und zweitens eine gute Entschuldigung. Allenfalls knattert man auf einem stinkenden Moped durch die Gegend. Als sei das ungefährlich.

In der Tat ist überleben auf dem Drahtesel in Palma Glücksache. Selbst das Fahrrad-Feigenblatt der Stadt, der Weg am Paseo Marítimo, ist vielerorts äußerst gefährlich, weil Autos und Fußgänger kreuzen.

„Fahrrad ist Sport, kein Transport”, war vor Jahren die Begründung eines Madrider Lokalpolitikers für die Ablehnung eines innerstädtischen Radweges. Diese Mentalität regiert auch in Palma. Wer Parkhäuser statt Radwegen baut, der darf nicht über eine verstopfte Stadt mit vielen Staus jammern.

Dass die balearische Umweltministerin Margalida Rosselló nun ein Wegesystem von 1829 Kilometern Länge für die Radler ankündigt ist zunächst eine gute Nachricht. Denn jeder Euro, der hier investiert wird, stärkt Mallorca als Top-Zielgebiet für sportliche Touristen, die außerdem am liebsten im besucherschwachen Winter kommen. Dieses Potenzial kann die Insel sicher weiter ausbauen, weil es echte Konkurrenz kaum gibt. Leider kündigt die grüne Ressortchefin Projekte in einer Größenordnung von umgerechnet 30 Millionen Mark an, obwohl nicht eine Peseta zur Verfügung steht.

Ohne Geld aus anderen Ressorts bleibt alles ein frommer Wunsch. Sicher würde es Sinn machen, das vorher abzustimmen. Oder ein Verkehrskonzept für die Insel auf den Weg zu bringen, das Individualverkehr, ÖPNV und Radfahrer unter einen Hut bringt. So ist das Projekt zunächst nicht mehr als „Känguruh-Politik”: ein Versuch, mit leerem Beutel große Sprünge zu machen. Schade.