Gähnende Langeweile hat Francesc Antich am Dienstag im
Balearen-Parlament verbreitet. Während der anderthalbstündigen Rede
des regionalen Ministerpräsidenten „zur Lage der Balearischen
Inseln” kämpften sogar seine Parteifreunde mit dem Einschlafen. Der
PSOE-Politiker hielt sich sklavisch an sein Manuskript. Das las er
zwar fehlerfrei ab, jedoch ohne Ton und Tempo zu variieren.
Antich spickte seine Ausführungen mit einer Menge Zahlen, um die
Erfolge der gut zwei Jahre regierenden Koalition zu belegen. Auf
der Haben-Seite verbuchte er die Politik in Sachen
Landschaftsschutz. Die Inselräte seien dafür zuständig, die
Bebauung zu steuern, die Regionalregierung würde die Gesetze zur
Bodenplanung („Directrices de Ordenación del Territorio”)
verändern. Die Arbeit auf diesem Gebiet würde mehr Zeit in Anspruch
nehmen, als in dieser Legislaturperiode übrig bliebe. Die Politik
des Landschaftsschutzes durch den Kauf von Land durch die
öffentliche Hand solle fortgesetzt werden.
Scharf ging Antich mit der spanischen Zentralregierung ins
Gericht. Madrid müsse verstehen, dass die Balearen kein
Verwaltungsdistrikt seien, sondern ein Staat. Er forderte eine
Verfassungsänderung, damit der spanische Senat die Funktion eines
wirklichen Oberhauses übernehmen könne.
Außerdem verlangte er erneut, dass die Balearen als Inselregion
Sonderbehandlung bekommen müssten. Das würde Investitionen in Höhe
von 200 Milliarden Pesetas (2'35 Milliarden Mark) bedeuten. Er
monierte weiterhin, dass das spanische Verkehrsministerium sich
weigere, den Straßenausbau auf dem Archipel zu finanzieren und
stattdessen auf dem Bau von Autobahnen bestünde. „Bei Klagen wegen
der Verfassungswidrigkeit von Regionalgesetzen werden wir mit 30
Prozent bedacht, bei öffentlichen Investitionen lediglich mit zwei
Prozent”, beklagte der Regierungschef.
In seiner Replik auf Antichs Rede kritisierte
Oppositionssprecher José María González Ortea (PP) die Politik der
Regierung als „orientierungslos” und die Koalition als „ohne
inneren Zusammenhang”. Es schiene, als müssten alle Probleme der
Inseln von Madrid aus gelöst werden. „Wenn Sie nicht in der Lage
sind, die Probleme hier zu lösen”, so González Ortea zu Antich,
„lassen Sie es Ihnen zeigen, wie es geht”. Er kritisierte, dass die
Regierung keine Vorteile aus der Tatsache ziehe, dass der spanische
Umweltminister ein Mallorquiner ist, der bereit sei, Lösungen zu
finanzieren.
Unter Antichs Koalitionspartnern fand sich lediglich der Grüne
Joan Buades, der den Regierungschef kritisierte. Er forderte eine
deutliche Verbesserung des Landschaftsschutzes, der seiner Meinung
nach lediglich halbherzig betrieben werde. Über die
Ausführungsbestimmungen zur Ökosteuer für Touristen habe man sich
aus der Presse informieren müssen, „dafür brauchen wir nicht in der
Regierung zu sitzen”, so Buades.
Überraschenderweise hatte Maria Antònia Munar, mallorquinische
Inselratspräsidentin und Chefin des bürgerlich-nationalistischen
Regierungspartners UM, nur sehr wenig zur Debatte beizutragen. „Die
können ruhig durchatmen, ich fasse mich kurz und stelle keine
schwierigen Fragen”, hatte sie vorher gesagt. Antichs Rede hielt
sie für „korrekt”, denn man „kann nicht über das sprechen, was man
will, sondern das, was man kann”.
Vizeministerpräsident Pere Sampol (PSM) qualifizierte die
Regierungsarbeit als „spektakulär”, während Sozialminister Eberhard
Grosske (Vereinigte Linke) deutlich mehr Engagement beim Schutz der
Landschaft einforderte. Trotz der einen oder anderen internen
Kritik an der Koalition waren sich die Partner in einem einig:
„Unsere Regierung macht himmlische Musik im Vergleich zu dem, was
Sie vorher gemacht hatten.” (Antich)
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