Wenn es wie derzeit in der Welt kriselt, dann rücken die
Menschen wieder enger zusammen.” Diese Erfahrung hat Bärbel
Eickhoff gemacht. In den vergangenen Wochen, seit den
Terroranschlägen in den USA, erlebe ihre Partnervermittlungsagentur
„Confidence” einen kleinen Boom. Aber auch sonst gebe es für viele
Deutsche, die sich auf der Insel niedergelassen haben, eine große
„Einsamkeit im Paradies”.
Die Geschichten, mit denen die „Lebensmaklerin” tagtäglich
konfrontiert wird, sähen zwar alle ein wenig anders aus, aber es
gebe bei vielen einen gemeinsamen roten Faden: „Die meisten wollen
sich gemeinsam den Traum vom Haus auf der Insel verwirklichen. Ist
die Finca dann erst mal bezogen, ist Endstation. Es gibt es keine
Träume und keine neuen Aufgaben mehr”, sagt Bärbel Eickhoff.
Die typische Folge beschreibt sei so: Man langweilt sich,
beginnt schon morgens mit dem ersten Gläschen Sekt, macht mittags
zum Essen mit einem Vino weiter. Man wird träge, kann sich nicht
aufraffen, Spanisch zu lernen – bekommt also auch keinen Kontakt zu
Einheimischen. Und schließlich erliegt einer der beiden der
Versuchung, sich auf ein Abenteuer einzulassen.
„Die Verführung ist riesig”, sagt die Partnervermittlerin.
„Bestes Beispiel für Leichtlebigkeit ist die Angeber- und
Flirtmeile in Puerto Portals.” Dort herrsche eine Stimmung wie in
einem Goldgräbernest, wo es nur um eins geht: Spaß und Vergnügen.
„Das weiß ich von meinen Kunden”, so Bärbel Eickhoff. Ein „neues
Püppchen” zum Zeitvertreib sei dort schnell gefunden. „Aber einer
bleibt dabei immer auf der Strecke.” Wäre das Paar im gewohnten
Umfeld in Deutschland geblieben, so hätte die Beziehung in manchen
Fällen eher eine Chance gehabt, glaubt Bärbel Eickhoff.
Wer an einer ernsthaften Beziehung interessiert ist, landet dann
vielleicht in der Kundenkartei von „Confidence”. Denn im Alltag
jemanden kennzulernen sei sehr schwierig auf der Insel, so die Fee
der einsamen Herzen. „Die Diskothek ist ab einem bestimmten Alter
nicht mehr angesagt, und vor allem als Frau alleine auszugehen ist
auch nicht jedermanns Sache.” Frauen leiden ihrer Erfahrung nach
deshalb noch stärker an der Einsamkeit – „Männer sind mehr
unterwegs, sie haben es einfacher, irgendwo hinzugehen.”
Es seien keineswegs die Unattraktiven, die auf die Dienste der
Partnervermittlungsinstitute zurückgreifen. „Da gibt es ganz tolle
Männer und Frauen drunter. Aber die haben halt auch Wünsche,
Vorstellungen und Ansprüche.” Vor zwei Jahren hat Bärbel Eickhoff
ihre Agentur auf Mallorca gegründet, rund 100 Kunden betreue sie
derzeit selbst. Vorher war sie in Berlin selbständig. Sie hat die
Erfahrung gemacht, dass die Menschen in Deutschland ernsthafter bei
der Sache sind, wenn sie eine neue Beziehung suchen.
Dennoch habe sie schon einige Partnerschaften und Ehen
gestiftet: „In diesem Jahr haben 35 Paare zusammengefunden, weitere
zehn haben geheiratet.”(ele)
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