Die armen Männer. Nicht genug damit, dass sie glauben, sich bei
35 Grad im Schatten in langen Hosen quälen zu müssen. Nein, die
meisten – Masochisten, Modemuffel oder Menschen, die sich ihrer
Hühneraugen schämen? – stecken ihre Füße zudem noch in geschlossene
Schuhe. Dort muss ja ein prima Klima herrschen, so nach zwölf
Stunden im Büro. Doch es ist ein Kraut gegen die Käser gewachsen:
Immer mehr Männer zeigen ihre Zehen. Es lebe die Sandale für den
Mann!
Sicher muss Mann nicht jeden Trend mitmachen, den sich die
Modedesigner ausdenken. Allerdings sollte sich auch keiner von den
ewig Gestrigen verunsichern lassen, die sich fragen, wie es die
Modeschöpfer in diesem Jahr wohl geschafft haben, ansonsten
respektable Männer zu verunstalten, indem sie deren bleiches und
verhorntes Fußfleisch in Riemchen präsentieren. Man stelle sich
vor, so die Kritiker der Männersandale: dicke Haarbüschel, die sich
zwischen dünnem Leder hervorschieben. So kann man es natürlich auch
darstellen.
Kein Wunder also, dass die Respektablen unter den Männern lieber
in Cowboystiefeln zum Strand schreiten, als bequem und locker in
Latschen zu latschen. „So kann keine Klapperschlange reinbeißen”,
sagt ein überzeugter Stiefelträger. Kein Körnchen komme an den Fuß,
es sei denn, die zweijährige Tochter schaufelt den Sand haufenweise
in die Boots. Besser das, als womöglich mit Gladiator Russel Crowe
verwechselt zu werden?
Eine andere Spezies Mann war offenbar schon als Kind beim
Cowboyspielen immer auf der Seite der Indianer. Mokassins sind für
sie das höchst der Gefühle, wenn es um die Freiheit bei der Wahl
der Fußbekleidung geht. Manche schämen sich offenbar mehr, ihre
Zehen zu zeigen, als alle sonstigen Körperteile: etwa die, die in
Halbschuhen zur Playa gehen, um dort alle Hüllen fallen zu
lassen.
Dann gibt es natürlich noch die, die zwar Sandalen besitzten,
sie aber nur in weißen Tennissocken zu besteigen wagen – um so auf
dem schnellsten und sichersten Weg den Gipfel der
Geschmacklosigkeit zu erreichen. Die Socke zur Sandale mag an
Scheußlichkeit schwer zu übertreffen sein. Ein Grund,
Sandalenträger mit Warmduschern und Schattenparkern in eine Reihe
zu stellen, ist das noch lange nicht. Schon eher ist das Cabriolet
unter den Tretern Wegbereiter für die Emanzipation des Mannes:
Freie Füße für freie Bürger!
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