,,Wir hier in Sa Pobla beginnen das neue Jahr nicht am 1.
Januar, sondern mit der Festa de Sant Antoni”, sagt Polita Gost.
Die junge Frau arbeitet in der Gemeindeverwaltung von Sa Pobla und
koordiniert das Festprogramm, das umfangreich ist und vom 12. bis
zum 17. Januar dauert. Gefeiert wird der Heilige Antoni in vielen
Ortschaften Mallorcas, aber nirgendwo so eindrucksvoll wie in Sa
Pobla, wo am Vorabend des 17. Januar auf fast jeder Straße große
Holzfeuer entzündet werden.
Bis zu 10.000 Menschen kommen jedes Jahr zur ,,Revetla de Sant
Antoni” nach Sa Pobla. Polita Gost erzählt auch von dem alten
Brauch, als die Kinder noch am Tag vor der Fiesta zur Finca Sa
Llebre gingen, um dort das Brennholz für die großen Feuer der
Antoniusnacht zu sammeln. Heute gehen die Schulkinder mit Freunden
und Lehrern zu der Finca, um dort zu feiern. Feuer wird angezündet,
man grillt, spielt und singt. Natürlich immer zu den Klängen der
Ximbomba.
Warum man zur Antonius–Nacht Feuer anzündet? Im frühen
Mittelalter litten auf Mallorca viele Menschen an einer Krankheit,
die durch pilzvergiftetes Korn hervorgerufen wurde. Die Haut der
Erkrankten wurde schwarz und starb schließlich ab. Sie hatten
Muskelkrämpfe, manchmal kam es zu geistiger Verwirrtheit. Da man
sich erinnerte, dass sich der Heilige durch das Entzünden von
Feuern vor den Versuchungen des Teufels zu schützen suchte, glaubte
man, dass die Feuer auch gegen die Krankheit nützen könne.
Sant Antoni ist der Schutzpatron der Haustiere, die an seinem
Namenstag, am 17. Januar, in vielen Dörfern und Städten gesegnet
werden. Die Legende erzählt, dass Antonius in seiner Barmherzigkeit
für die Tiere eines Tages ein kleines, kaum lebensfähiges Ferkel
segnete, das daraufhin sofort wieder laufen konnte. Danach wich das
Ferkel aus lauter Dankbarkeit nicht mehr von seiner Seite. Auf
Mallorca wurde es zur Tradition, am Antonius–Tag dem Heiligen ein
Schwein zu opfern.
Doch Antonius war auch den Menschen zugeneigt. Der
Antoniterorden widmete sich schon bald nach seinem Tod in den
darauffolgenden Jahrhunderten besonders der Krankenpflege. Im
später Mittelalter zählte man 365 Spitäler.
Auf Mallorca verehrt man Sant Antoni seit Jahrhunderten,
immerhin war die Insel ursprünglich ein Land mit bäuerlichen
Lebensgemeinschaften.
Am Vorabend finden in Mallorcas Städten und Dörfern Prozessionen
statt, bei denen der Heilige Antonius in Versuchung geführt werden
soll. Dann kommt das Feuer über die Insel, große Scheiterhaufen auf
Straßen und Plätzen, um die die Teufel tanzen. Der Heilige wird –
wie auch die Teufel– von einem Mitglied einer Antonius–Bruderschaft
dargestellt; ihn verhöhnen die Teufel mit allen Teufelsbosheiten,
die sie auf Lager haben.
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