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Es ist der vielleicht schönste Garten auf Mallorca, zumindest jetzt, wenn die Rosen anfangen zu blühen. Rund 100 alte englische Sorten hat Yannick Vu, Künstlerin, Ehefrau des Malers und Bildhauers Ben Jakober und Mitbegründerin der Fundación Yannick und Ben Jakober, in ihrem Garten, den sie seit dem Jahr 1989 als "Hortus Conclusus", also als ummauertes Gelände auf der Finca Sa Bassa Blanca bei Alcúdia angelegt hat.

Dazu gibt es noch eine Vielfalt anderer Blumen und Pflanzen. Yannick Vu (1942 in Frankreich), Tochter des vietnamesischen Bildhauers und Malers Vu Cao Dam und der Pianistin Renée Vu, hat schon als junges Mädchen gegärtnert, war fasziniert von der Heilkraft von Pflanzen.

Im Jahr 1968 kam sie mit ihrem ersten Mann, dem italienischen Künstler Domenico Gnoli nach Mallorca. Sie wohnte einige Jahre lang im ehemaligen Haus der Erzherzogs Ludwig Salvator, in S'Estaca. Dort legte sie ihren ersten "richtigen" Garten an, besser gesagt: mehrere Gärten, einen für Kräuter, einen mit tropischen Pflanzen, einen für typische Mittelmeerpflanzen.

Doch der Garten, an dem ihr Herz hängt, liegt in Sa Bassa Blanca. Das Stück Land, das sie auf dem großen Gelände zu ihren "Hortus" machen wollte, musste ummauert und gesichert sein. Was zunächst als Notwendigkeit gegen Erdrutsche bei starkem Regen geplant war, erwies sich in dem durch natürliche Gegebenheiten schwierigen Gelände als Segen. Auf einigen Flächen wurde Hundszahngras gesät, um künftige Erdrutsche zu verhindern.

Die einst dort vorhandenen Orangenbäume wurden im Laufe der Zeit durch Lorbeer ersetzt, es wurden Wege angelegt, Spaliere gezogen, Erde angekarrt, ein widerstandsfähiger Rasen gesät - und sehr viel gearbeitet. Viele Steine mussten entfernt werden, im hinteren Teil des Gartens wurden Gemüse, Kartoffeln und Salate angebaut.

1992 war ein Schicksalsjahr für das Ehepaar Jakober/Vu. In diesem Jahr starb ihre 19-jährige Tochter. Yannick Vu hielt sich danach ein Jahr lang vornehmlich im Garten auf, betrachtete ihn als Erinnerungsstätte. Sie verbreiterte die Beete, ließ immer wieder Steine entfernen, aus denen sie einen Taubenschlag baute. Und sie pflanzte Rosen, immer wieder Rosen, in vielen verschiedenen Sorten, aus unterschiedlichen Herkunftsländern, in allen Farben, in vielen verschiedenen Duftnoten.

Regelmäßig im Frühjahr lässt Yannick Vu den Garten mit Pferdemist düngen, denn das Gelände ist ursprünglich unfruchtbar und karg. Einziger Vorteil: die Finca Sa Bassa Blanca hat eigenes Wasser.

Einige Gartenbeete sind von Rosmarin umsäumt, ansonsten sind die Rosen so gepflanzt, dass die Blütezeit möglichst lang ist und ab Anfang Mai Tausende von Rosen in aufeinander folgenden Wogen aufblühen. Ihre Formen reichen von großen Sträuchern bis klein und kompakt, von kletternden Sorten bis zu ganz bescheiden, ihre Farben changieren von kräftigem Rot über Gelb, Rosé und allen nur möglichen Variationen von Beige bis Weiß.

Es gibt gefüllte und ungefüllte Arten mit beeindruckenden Einzelblüten und solche mit riesigen Blütendolden. Yannick Vu schwärmt schon alleine von den Namen der Rosen: Felicité Parmentiert, Pretty Jessica, Mozart, Escapade, Chaucer, Empereur du Maroc. Es gibt wunderschöne farbliche Abstufungen, manche Rabatten sind durch Akelei, Fingerhut oder Rittersporn aufgelockert. An einer mit Efeu bewachsenen Mauer blühen Schmucklilien.

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Ganz hinten vor einer lauschigen Laube, die mit Jasmin und Rosen überzogen ist, liegt immer noch ein kleiner Gemüsegarten mit Küchenkräutern, ein paar Kartoffeln, Salate und Feldfrüchte.

Im Jahr 2001 zerstörte ein gewaltiges Unwetter 900 Bäume in der gesamten Finca, unter ihnen die Zypressen, die die Nordseite des Gartens umschlossen. Dieses Ereignis schuf die Gelegenheit, eine von der Mauer gestützte Pergola zu errichten, um die Zypressen zu ersetzen und mehr Kletterrosen zur Dekoration zu pflanzen. Über dem Garten liegt ein betörender Duft, gerade jetzt, wo nach und nach alles in voller Blüte steht.

Es lohnt nicht nur, den Rosengarten zu besuchen. Die Fundación Yannick und Ben Jakober beherbergt mehr als 130 Porträts von Kindern, Arbeiten aus Nord- und Zentraleuropa, aus Spanien, Italien, England und Frankreich. Alle aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Auch diese Sammlung hat direkt mit dem Tod der Tochter zu tun.

Die Bilder sind heute in dem restaurierten historischen Wasserreservoir untergebracht. Ein Teil der Sammlung ist hin und wieder im Ausland zu sehen.

Auf den weiten Rasenflächen rund um das Wohnhaus sind zeitgenössische Skulpturen des Hausherrn zu sehen.

INFOS:

Fundación Yannick und Ben Jakober, Sa Bassa Blanca, Mal Pas, Alcúdia. Dienstags von 9.30 bis 12.30 und von 14.30 bis 17.30 ist der Eintritt frei. Von Mittwoch bis Samstag ist der Besuch von 11 bis 15 Uhr nur nach Voranmeldung möglich unter Telefon 971-549880 oder 900-777001.

Eintritt fünf Euro.

www.fundacionjakober.org