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Nein, überraschend kam das Aus von Thomas Cook nicht. Dass das Ende des Reise-Riesen nahen würde, lag schon länger in der Luft. Es war nur eine Frage der Zeit. Schon bei der Pressekonfe- renz, die Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser vor drei Monaten an der Playa de Palma gab, klangen seine Worte eher wie Durchhalteparolen als wie echte Hoffnung. Und wie immer in solchen Fällen gibt es nur Verlierer. Familien mit geplatzten Ferienträumen, weltweit mehr als 20.000 Menschen, die jetzt ihren Job
verlieren, und eine völlig verunsicherte Tourismusbranche auf Mallorca. Da stellt sich vor allem die Frage: Wie konnte das in einer Zeit, in der die Menschen so viel reisen wie nie zuvor, eigentlich passieren?

Um der Erkenntnis näher zu kommen, lohnt sich ein erneuter Blick zurück zur oben genannten Pressekonferenz, bei der unter anderem angekündigt wurde, in Zu- kunft stärker auf eigene Hotels zu setzen. Auf diese Weise sollte die Nachfrage nach Individualität – ein durchaus wachsender Trend in der Reisebranche – befriedigt werden. Tenor: Man habe die Zeichen der Zeit jetzt (endlich) erkannt. Eigenmarken wie die hippen Cook’s-Club-Hotels vermochten es aber nicht, dem bereits seit Längerem ächzenden Konzern neues Leben einzuhauchen. Vielleicht hat Thomas Cook zu lange auf das klassische, aus der Mode gekommene Vermittlergeschäft gesetzt, das Ganze bei einem mörderischen Preisdruck. Und eben je- ner Trend zu mehr Individualität dürfte dem Unternehmen ebenfalls zum Ver- hängnis geworden sein – Stichwort Airbnb, Booking, Tripadvisor – all jene Plattformen, die es Reisenden erlauben, selbst Buchungen vorzunehmen und ihnen den Gang ins Reisebüro ersparen. Zu allem Übel rückten dann noch die dunklen Wolken, die der Brexit am Horizont hat aufziehen lassen, unaufhaltsam näher.

Erschreckend für die Verbraucher ist, mit welcher Geschwindigkeit heutzutage Unternehmen zugrunde gehen. Jetzt macht das Sterben nicht einmal vor den Platzhirschen mehr halt. Am Ende werden wohl nur die Stärksten übrig bleiben. Und nicht einmal darauf scheint Verlass.

Autor: Patrick Czelinski