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Ihre Strandbuden sind den Spaniern heilig, auch wenn man als Deutscher nicht immer versteht, warum eigentlich. Dominieren doch in den meisten "Chiringuitos" zusammengewürfelte Plastikmöbel, abgewetzte Bretterböden und eine fragwürdige Lampion-Dekoration. Das Essen ist in vielen der Beach-Lokale wirklich gut und hausgemacht, in genauso vielen aber eher mittelmäßig und aus dem Tiefkühler, von teilweise zu hohen Preisen ganz abgesehen. Und dennoch, wer einmal einen Nachmittag in einem dieser "Verschläge" verbracht hat, kann sich ihrem Charme nur noch schwer entziehen, spätestens nach dem zweiten Glas "Tinto de Verano". Gerade uns "Nordlichter" faszinieren das Meeresrauschen, das wie eine sanfte Hintergrundmusik wirkt und der warme Sand, der die Füße umschmeichelt. Vor allem aber imponiert uns die zur Perfektion gebrachte Einfachheit, durch die die "Chiringuitos" bestechen. Die Tatsache, dass dort bis auf den Ausblick eigentlich nichts Schönes existiert, macht die Einrichtungen irgendwie perfekt. Sie sind zu wahren Institutionen des simplen, sommerlichen Lebens geworden und stellen ein Gegenkonzept zum Massentourismus und zur oft verurteilten All-inclusive-Mentalität dar. Dass sie die Existenzgrundlage von Familien sind, sei an dieser Stelle ebenfalls noch erwähnt. Am Es-Trenc-Strand mit seinen charakteristischen Dünen mag man noch verstehen, dass es sich um ein besonderes Ökosystem handelt. Ein Abriss der teils Jahrzehnte alten Lokale in manch einer anderen Bucht wäre aber kaum vertretbar. Wichtig ist auf jeden Fall eine ordentliche Interessenabwägung, um Hau-Ruck-Aktionen zu vermeiden. Diese gehen nur allzu gerne nach hinten los, wie in Es Trenc, wo sich das Vergabeverfahren für die Lizenzen der neuen, abbaubaren Buden jetzt wieder verzögert. Ein Aus der alten Strandlokale würde bedeuten, dass sich die Badegäste das Essen selbst mitbringen und in Plastikbeuteln auf den Sand tragen. Oder die Urlauberkarawane sucht sich neue Plätze, womit man das Problem nur verlagern würde. Ob man der Natur in Mallorcas Buchten damit einen großen Gefallen tut, ist mehr als fraglich. Autor: Patrick Czelinski