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Kurz vor dem Abflug in Palma noch fix einen Kaffee trinken, doch die Zeit vergeht schnell und schon beginnt der Check-in. In der Hektik bleibt das Smartphone im Café liegen. Kein Einzelfall. 6370 Gegenstände, die Passagiere an Palmas Flughafen vergessen haben, landeten 2014 im Fundbüro des Airports. Mauricio Tur Peré kümmert sich darum, dass möglich viele Fluggäste ihre verlorenen Sachen zurückbekommen.

MM: Was wird denn am meisten am Flughafen vergessen?

Mauricio Tur Peré: Zweifellos sind das Gürtel, gefolgt von Elektrogeräten und Brillen. Aber auch Musikinstrumente landen hier und es wurde einmal ein Gebiss gefunden.

MM: Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?

Tur Peré: Landet etwas Verlorenes hier im Büro, schauen wir erst einmal, ob sich schon jemand gemeldet hat, der es vermisst. Ansonsten wird der Gegenstand identifiziert und registriert. Danach beginnt die Suche, wem er gehört.

MM: Melden sich die Reisegäste bei Ihnen, wenn sie etwas verloren haben oder müssen Sie die Eigentümer ausfindig machen?

Tur Peré: Zur Hälfte werden die Leute hier vorstellig, rufen an oder schicken eine Mail mit ihrer Anfrage. Die andere Hälfte versuchen wir ausfindig zu machen.

MM: Wie funktioniert das, jemanden zu finden, der etwas verloren hat?

Tur Peré: Bei Elektrogeräten ist es am einfachsten, die Eigentümer ausfindig zu machen. Denn die Geräte liefern gewöhnlich Hinweise wie Telefonnummern. Wenn ich einen Namen weiß, recherchiere ich im Internet bei Google und in Sozialen Netzwerken. Bei Gürteln und Sonnenbrillen ist das fast unmöglich.

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MM: Das klingt nach detektivischer Arbeit. Wie haben Sie bisher Ihren schwierigsten Fall gelöst?

Tur Peré: Das war ein Rucksack, den eine Kubanerin an der Sicherheitskontrolle vergessen hatte. Darin befanden sich Fotoapparate, Videokameras und vor allem viele persönliche Papiere. Ich habe dann bei Facebook und Twitter gesucht und die kubanische Gemeinde hier auf der Insel kontaktiert. Nach vier Monaten hatte ich die Frau ausfindig gemacht und rief sie an: Sie weinte am Telefon. Sie hatte ihre Unterlagen schon als verloren geglaubt, die wären nur schwer wiederzubeschaffen gewesen.

MM: Wie viele Fluggäste erhalten ihr Verlorenes zurück?

Tur Peré: Jeden fünften Gegenstand können wir seinem Eigentümer übergeben. Das ist ein guter Wert, wenn man bedenkt, dass Dinge wie Sonnenbrillen keinen Hinweis auf ihren Eigentümer liefern und sich die Leute ihretwegen selten melden.

MM: Wie lange werden die Gegenstände bei Ihnen aufbewahrt?

Tur Peré: Das Meiste heben wir zwei Jahre lang auf. Kleidungsstücke und Gürtel geben wir nach drei Monaten an wohltätige Organisationen.

(Die Fragen stellte Claudia Schittelkopp)

INFO
Das Fundbüro an Palmas Flughafen befindet sich auf der Ankunftsebene und ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr sowie am Wochenende von 9 bis 13 Uhr geöffnet.
Telefonnummer +34 971 78 94 56 0
Kontakt per Mail: pmiobjhallados@aena.es

(aus MM 33/2015)