Ilias, Eliana und Adelina Tsakoginnas aus Darmstadt (linkes Bild) wollen so viele Sehenswürdigsten wie es nur geht besuchen. Aus München sind Anastasia und Bayram (M.) angereist. Die beiden lieben besonders die Abendspaziergänge durch Palmas Gassen. Rechts: Fernanda Berger und ihr Freund Gonzalo Sánchez. | L. Dickhaeuser

TW
0

Die Sonneninsel im Mittelmeer ist im Sommer immer ein beliebtes Reiseziel – das ist Millionen von Urlaubern bestens bekannt. Doch hat Mallorca auch im Winter den nötigen Charme, um deutsche Touristen magisch anzuziehen? Beim abendlichen Lichterglanz zur blauen Stunde, wenn der Duft von gebrannten Kastanien und Churros, den in heißem Öl frittierten und mit Zucker bestreuten Teigstangen von den Straßenständen aufsteigt, berichten deutsche Urlauber MM, warum sie sich entschieden haben, gerade in der kühlen Jahreszeit nach Mallorca zu kommen.

Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne an diesem Tag tauchen La Seu, Palmas prachtvolle Kathedrale, in goldschimmerndes Licht. Vor dem Wahrzeichen der Insel sind einige Menschen auszumachen. Ihr Auftauchen scheucht die weißen Tauben auf. Sie fliegen auf und davon in den sich langsam zu Violett wandelnden Himmel. Vor dem Gotteshaus steht ein Pärchen, sein Outfit ist offenbar perfekt aufeinander abgestimmt.

Anastasia aus München ist voller Euphorie, man sieht es ihr regelrecht an. Es ist das erste Mal, dass die junge Frau in Palma ist. Die Erlebnisse seit ihrer Ankunft sprudeln nur so aus ihr heraus: „Als wir hier Mitte Januar gelandet sind, hatten wir gar nicht mit diesen Temperaturen gerechnet. Wir haben nur T-Shirts, leichte Pullover und dünne Jacken dabei”. Die Temperaturen schwanken tagsüber zwischen angenehmen 15 und sogar in dieser Woche bis 20 Grad. Doch sobald die Sonne verschwunden ist, kühle es sich auf vier Grad ab.

Da ist die Urlauberin froh, dass sie nachts trotz der Heizkörper in ihrem Hotel eine etwas dickere Bettdecke bekommen hat. Denn die Luftfeuchtigkeit, die in dieser Jahreszeit besonders hoch ist, würde sich in den Abendstunden ungemütlich anfühlen. Das liege vor allem an den nicht besonders gut isolierten Häusern, sagt Anastasia. Das lasse die Kälte ins Innere kriechen, da die meisten Häuser anders als die Hotels oder manche Airbnbs nicht über Heizungen verfügen würden.

Trotz mancher Herausforderungen lassen sich die Urlauber nicht davon abhalten, die Insel zu entdecken. „Jedes Mal, wenn wir hier bei der Kathedrale sind, muss ich Fotos von Anastasia machen”, sagt ihr Freund Bayram. Er fügt hinzu: „Eigentlich machen wir genau das, was jeder Tourist macht, einfach die Sehenswürdigkeiten anschauen und durch die Stadt laufen.” Seine To-do-Liste der Attraktionen ist lang. Von der majestätischen Kathedrale über das Palma Aquarium bis hin zum Castell de Bellver, jener Festung aus dem 14. Jahrhundert, die 112 Meter über dem Meer oberhalb der Balearen-Hauptstadt thront. Für Naturliebhaber bieten sich Ausflüge zu den Tropfsteinhöhlen in Porto Cristo oder ins Tramuntana-Gebirge an.

Teilzeitresidentin Fernanda Berger, Anfang 30, teilt diese Sicht: „Man kann auf Mallorca eigentlich alles zu jeder Jahreszeit machen. Wandern in den Bergen, Boot fahren, am Strand spazieren gehen, shoppen oder generell die Insel erkunden.” Zu den besonders sehenswerten Orten zählen für sie Can Picafort und Sa Pobla im Norden. Im Süden wiederum findet sie Campos und Llucmajor, im Osten Artà und Felanitx sowie im Westen Sóller und Port Andratx attraktiv.

Familie Tsakoginnas aus der Nähe von Darmstadt betont die vielfältigen Aktivitäten, die hier für jedermann möglich seien: „Ins Kino oder Theater gehen, Museen besuchen oder in den Cafés und Bars eine Pause machen.” Mutter Esmeralda nennt noch einen weiteren Vorteil im Winter: „In den Restaurants sind oft weniger Menschen, was spontane Besuche ohne Reservierung möglich macht.”

Fernanda Bergers Freund, Gonzalo Sánchez, wiederum schwärmt von den typisch spanischen Spezialitäten wie etwa Paella, der süßen, rotweinhaltigen Sangría und den Ensaïmadas, dem inseltypischen Schmalzschnecken-Gebäck.

Doch die meisten Urlauber aus Deutschland sehnen sich nach der warmen Sonne, die selbst im Januar kräftig scheint. So geht es auch Fernada Berger, die die heißen Sommermonate auf Mallorca eher meidet, denn dann seien die Straßen und die Strände überfüllt. Darum genießt sie gerade jetzt die Spaziergänge am Strand, in der salzigen Meeresluft, die in leichten Brisen daherkomme. Und wenn sie durch die Altstadt bummelt, kann sie ohne den sommerlichen Trubel die charmanten Boutiquen besuchen, die von Schmuck über Kleidung bis hin zur Sportausrüstung alles bieten. Aktuell erfreut sie sich an den hohen Preisnachlässen des Winterschlussverkaufs in den Geschäften, was das entspannte Shoppen obendrein zu einem Erlebnis macht, beteuert sie.

Aber nicht nur die Boutiquen bieten Sonderangebote, auch die Hotels lassen die Preise purzeln. Für ihren fünftägigen Urlaub im „Elba Sunset Hotel” in Palmanova inklusive Halbpension und Flug haben Anastasia und Bayram lediglich rund 700 Euro auf den Tisch legen müssen. Viele ihrer Freunde und Familienmitglieder bevorzugen hingegen Airbnbs oder Hostels direkt im Zentrum von Palma, stellt die junge Frau fest. Ein weiterer Grund für einen Mallorca-Besuch, egal ob seit langem geplanten oder spontan, sei die kurze Flugzeit von rund zwei Stunden, fügt die Münchnerin hinzu.

Ist die Insel also wirklich eine Reise wert, wenn im Winter die Temperaturen sinken und die Sonnenstunden kürzer werden? Die Antwort der deutschen Urlauber, die dieser Tage auf der Insel anzutreffen waren, lässt sich aus ihren Aussagen deutlich heraushören. Sie lautet eindeutig – ja!