TW
0

Eine gewaltige Welle von Friedensinitiativen hat die Insel erfasst. Allerorten sprechen sich Menschen gegen eine militärische Intervention im Irak aus. Die Bewegung geht quer durch die balearische Gesellschaft. Auf Bettlaken und Buttons fordern die Menschen unübersehbar „No a la guerra”.

Auch im Balearen-Parlament drehte sich am Dienstag einmal mehr alles um den Nahost-Konflikt. Mit den Stimmen der Abgeordneten des regierenden Fortschrittspakts wurde ein Angriff auf den Irak „radikal abgelehnt”. Die oppositionelle Volkspartei PP blieb der Parteilinie treu und votierte erwartungsgemäß gegen die Erklärung. Mehrere PP-Abgeordnete machten allerdings deutlich, dass sie eine Militärintervention ohne UNO-Mandat nicht unterstützten.

Spaniens Ministerpräsident José María Aznar sieht das nicht so eng. In einem Interview mit dem Sender Tele Cinco äußerte er die Ansicht, dass ein Angriff auf den Irak bereits von der im November vom Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution 1441 gedeckt sei. Gleichwohl sei eine weitere Resolution, die explizit militärische Mittel legitimiert, wünschenswert. Die Appeasement-Politik Frankreichs, Russlands und Deutschlands bezeichnete Aznar als „falschen Weg”.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Ländern, so Aznar, verfolge Spanien im Irak keine materiellen Interessen, sprich Förderrechte für Öl. Ganz selbstlos ist freilich auch Aznars Kriegskurs nicht: „Spanien darf nicht wieder von der internationalen Bühne verschwinden. Wir wollen ernst genommen werden”, sagte er vor wenigen Tagen in einem „Spiegel”-Interview.

Auf Mallorca rühren derweil Gewerkschaften und Mitte-Links-Parteien die Demonstrations-Trommeln. Beinahe im Tagesrhythmus werden neue Aktivitäten ausgerufen. Die beiden spanischen Großgewerkschaften CCOO und UGT riefen für diesen Freitag, 14. März, zur Teilnahme an einem europaweiten 15-minütigen Ausstand auf. In aller Stille sollen Arbeitnehmer um zwölf Uhr mittags vor ihrem Arbeitsplatz ein Zeichen für den Frieden setzen. Der balearische Verband mittelständischer Unternehmer Pimeco sagte bereits seine Unterstützung zu. Am Samstag laden die Gewerkschaften zur einer Demonstration ab 17 Uhr an der Plaza de España in Palma ein. Geplant ist ein Protestmarsch zum Amerikanischen Konsulat in Porto Pi.

Auch für den Fall eines Kriegsausbruchs wollen die Friedensaktivisten gerüstet sein. Gewerkschaften haben bereits den 21. März als Datum für einen landesweiten Generalstreik im Auge. Bereits beschlossene Sache ist eine Kundgebung am Paseo Borne am Tag des Kriegsausbruchs.

Bei so viel Aktivismus wollte auch die Kirche auf Mallorca nicht zurückstehen. Bischof Teodor Úbeda versammelte letzten Freitag rund 3000 Kriegsgegner um sich und zog mit ihnen durch die Straßen Palmas. Politiker hatte der Kirchenmann nicht eingeladen, was aber beispielsweise die Kandidatin für das Bürgermeisteramt in Palma, Catalina Cirer, nicht hinderte, sich trotzdem unters Volk zu mischen.

Die Friedensbewegung hat auch vor Schulen nicht Halt gemacht. Auf meist überdimensionalen Transparenten machten Kinder und Lehrer deutlich: no a la guerra. Auch Fußballer von Real Mallorca und andere Sportler der Insel klebten sich diesen Slogan auf die Brust.

Unterdessen haben Kriegsschiffe der spanischen Marine Kurs auf den Suez-Kanal genommen. Der Flugzeugträger „Príncipe de Asturias” und die Fregatte „Reina Sofía” passierten vor wenigen Tagen die Gewässer der Balearen. Nach Auskunft des Verteidigungsministeriums können die beiden Kriegsschiffe in einer Woche im Persischen Golf eintreffen. Das Ministerium bestätigte, dass die Flugzeuge und Helikopter mit schwerer Munition ausgerüstet seien.

In arabischen Gewässern befindet sich im Rahmen der Terrorbekämpfung schon seit einigen Monaten die spanische Fregatte „Canarias”.