So verlockend es für Bootsbesitzer auch ist, mit dem eigenen
Schiff um Mallorca herum von Bucht zu Bucht zu schippern, vor dem
Vergnügen steht erstmal ein handfestes Problem: Wohin mit dem Boot,
wenn man nicht damit unterwegs ist? Liegeplätze sind auf Mallorca
Mangelware. Es gibt knapp 14.000 Anlegestellen in den 41 Häfen der
Insel, und die sind fast vollständig belegt. Meist dauert es Jahre,
bis man einen Platz bekommt, viele werden schon unter der Hand
weitervermietet, bevor ein Interessent überhaupt etwas davon
erfährt. Die Häfen Mallorcas platzen in puncto Liegeplätze
sprichwörtlich aus allen Nähten.
Für den Hafen von Palma jedoch gibt es in diesem Sommer einen
Lichtblick. Zwischen Club Naútico und Club de Mar werden 152 neue
Liegeplätze geschaffen. Schon im kommenden Monat sollen die
Bauarbeiten daran abgeschlossen werden.
Die Lage der neuen Boots–Anlegestellen könnte nicht günstiger
sein: Direkt vor dem Hotel Palas Atenea, die Kathedrale und die
Altstadt sind zu Fuß zu erreichen, erstreckt sich der Hauptkai wie
ein L, das auf dem Kopf steht, in die Bucht. An der Längsachse, die
parallel zum Paseo Marítimo verläuft, gehen dann noch drei weitere
Anlegestege in Richtung Hafenmeile ab. Der Bootseigner kann also in
Zukunft sein Schiff festmachen und von da aus direkt in die Stadt
bummeln.
Insgesamt umfassen die neuen Bootsanlagen knapp 5000
Quadratmeter. Die Wasserfläche, die für die Schiffe reserviert ist,
ist knapp zwölfmal so groß.
,,Wir haben die Konzession für 14 Jahre bekommen”, erklärt
Patrick Reynes, Geschäftsführer der neuen ,,Marinas Port de
Mallorca”, einer privaten Firma mallorquinischer Geschäftsleute.
,,Dann können wir im Anschluß daran fünf Jahre lang jährlich um ein
Jahr verlängern.”
Ein Umstand, um den ihn die Sporthafenbetreiber Mallorcas
beneiden. Denn auf der Insel dürfen keine neuen Liegeplätze mehr
gebaut werden. Die letzten, die entstehen, sind im Hafen von
Colònia Sant Pere in der Bucht von Alcùdia. Diesen generellen
Baustopp hat die Balearenregierung, ein Bündnis aus Linksparteien,
Grünen und Nationalisten, beschlossen.
Hintergrund: Die Politiker befürchten eine weitere
Umweltbelastung durch den Bau neuer Liegeplätze. ,,Jeder Hafen ist
eine starke Belastung für die Natur”, sagt Miguel Angel March vom
balearischen Naturschutzbund GOB. ,,Das Wasser wird schmutzig, und
die Strömung verändert sich. Außerdem wird die Posidionia in
erheblichem Maße geschädigt.”
Die Posidonia, auch einfach Seegras genannt, liegt wie ein
Teppich auf dem Meeresgrund und stabilisiert nicht nur den
Sandboden, es ist auch ,,Mitproduzent” des Sandes. Wenn also
Ankerketten meterweit über den Boden geschleift werden, wird dieses
Biotop zerstört. Ähnlich wie bei den Korallen in der Südsee. Hinzu
kommt, dass dieses Gras Lebensraum für viele Meeresbewohner
ist.
Onofre Rullán, GOB-Mitglied und Staatssekretär im balearischen
Umweltministerium zuständig für die Küsten Mallorcas, hält eine
Erweiterung der Häfen auch deshalb für falsch, ,,weil mehr
Liegeplätze automatisch die Nachfrage erhöhen und damit den Druck
auf die Umwelt. Das wäre ein Kreislauf, den wir nicht wollen.”
Für den Hafen von Palma gilt der Baustopp nicht, da für ihn die
,,Autoridad Portuaria” zuständig ist, die Hafenbehörde, die der
Zentralregierung in Madrid unterstellt ist. Und die ist, was Pläne
zur Erweiterung des Hafens und den Bau neuer Liegeplätze betrifft,
wesentlich großzügiger als die Balearenregierung.
,,Auch wenn wir vor allem wollen, dass der Fracht– und
Passagierschiffverkehr reibungslos vonstatten geht, so liegt uns
die Sportschifffahrt doch sehr am Herzen. Denn ein schöner, für
alle Beteiligten attraktiver Hafen ist die Visitenkarte jeder
Stadt,” sagt Ricardo Reció, Pressesprecher der staatlichen
Hafenbehörde.
Hinzu kommt der wirtschaftliche Aspekt. Der Nautik-Tourismus hat
einen besonders hohen Stellenwert für die wirtschaftliche Blüte der
Insel. Denn die Menschen, die auf und mit Booten Urlaub machen,
geben nach Angaben der balearischen Sporthafenvereinigung am Tag
durchschnittlich 300 Mark aus.
Die neuen Liegeplätze sind ausgerichtet für Boote von einer
Länge zwischen 13'5 Metern und 30 Metern. ,,Man kann bei uns
monatsweise, aber auch auf Jahre mieten”, erklärt Geschäftsführer
Patrick Reynes. Und wir bieten eine Menge. Von der Schiffswartung
bis zum Wäschereiservice.” Außerdem wird die Anlage rund um die Uhr
bewacht. Eine Dienstleistung, die seinen Preis hat. Für ein
13-Meter-Boot muss man beispielsweise mit einer Jahresgebühr von
knapp 13.000 Mark rechnen, schätzt Ricardo Reció von der
Hafenbehörde. Der Marina-Betreiber selbst gibt gegenüber der Presse
keine Auskunft über die Preise.
Als Konkurrent zu den beiden Yachtclubs, Club de Mar und Club
Nautíco, sieht Patrick Reynes seine ,,Marina Port de Mallorca”
nicht. ,,Wir wollen kein Club sein. Wir werden weder ein Restaurant
noch eine Diskothek haben. Wir wollen lediglich die Dienstleistung
Liegeplatz anbieten.” Das diese Dienstleistung schnell angenommen
wird, davon ist Reynes überzeugt: ,,Im Sommer werden wir ausgebucht
sein.”
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