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Wir brauchen jemanden an der Iberia-Maschine”, scheppert es aus den Lautsprechern in der Einsatzzentrale. Sofort erheben sich drei Mann und machen sich auf den Weg. Das recht gemächliche Tempo, mit dem sie den Wagen besteigen und davonfahren, lässt erahnen, dass es weder brennt noch Menschenleben in Gefahr sind. „Ein Flugzeug hatte ein Hydraulikleck, ein wenig Öl ist ausgetreten, nichts Schlimmes, aber dennoch hält uns so etwas immer auf Trab”, erklärt Miguel Mas, einer der Löschmeister des Feuerwehrpostens Nord am Flughafen Palma. Im Notfall kann es aber auch sehr schnell gehen. „Wir schaffen es, jeden Punkt an diesem Airport in zwei bis drei Minuten zu erreichen. Neben unserem Revier gibt es noch einen zweiten Posten an der Startbahn Süd.”

Damit die Abläufe auch in Zeiten ohne Brandeinsätze nicht einrosten, findet an jedem letzten Donnerstag eines Monats eine Probe mit Zeitmessung statt. „Wir stoppen dann, wie lange wir vom Moment des Alarms bis zu dem Zeitpunkt brauchen, an dem das Löschwasser fließt”, so Mas. „Der Mittelwert liegt bei zweieinhalb Minuten, je nachdem, an welcher Stelle des Airports wir löschen sollen.” Ist die Flughafenfeuerwehr mal im Einsatz, schalten alle Ampeln auf dem Vorfeld auf Rot. „Dann müssen die anderen Fahrzeuge warten”, erklärt Más. Es sei denn, es sind Flugzeuge, dann gilt das Recht des Stärkeren. „Die Vögel haben immer Vorfahrt.”

Alle Notrufe am Flughafen, egal ob medizinischer Einsatz oder Feuer, gehen bei einer zentralen Leitstelle ein. Betrifft der Anruf die „Bomberos”, klingeln in der Einsatzzentrale in der Nähe des Terminals A die Alarmglocken. „Wir schaffen es in der Regel, in 30 Sekunden abfahrtsbereit zu sein”, erklärt Mas’ Kollege Jaime Puigros, ebenfalls Löschmeister. Die härtesten Einsätze seien die, bei denen Menschenleben in Gefahr sind. „Wann immer es um Flugzeuge geht – und das ist am Flughafen weitaus seltener der Fall, als man glauben sollte – sind wir sehr angespannt.” Wenn es doch mal so weit ist, kommt der Notruf direkt aus dem Tower. „Die haben einen Knopf, wenn sie den drücken, wissen wir, dass es ernst ist.”

Wenn die Männer mit ihren bis zu sechs Löschfahrzeugen dann die gewaltigen Garagen, in denen an diesem Vormittag geschäftiges Werken herrscht, verlassen, sind die Informationen zu den Einsätzen meist noch spärlich. „Der Löschmeister steht während der Fahrt zum Einsatzort im Kontakt mit dem Tower, dieser wiederum mit dem Piloten der betroffenen Maschine. Meist vergehen noch einige Minuten, bis das Flugzeug landet, wir sind dann schon vor Ort”, so Mas.

Die Gründe für einen Tower-Alarm können ganz verschieden sein. „Das kann ein Fahrwerk sein, das sich im Anflug nicht ausfahren lässt, eine bevorstehende Notlandung wegen Rauchs in der Kabine oder ein brennendes Triebwerk.” Trotzdem will Mas Flugreisenden die Angst nehmen. „Flugzeuge sind sehr sicher, so etwas kommt extrem selten vor.” Viele Teile der Maschinen, vor allem die Triebwerke, verfügen heutzutage über eingebaute Löschsysteme. Viel häufiger rücke man zu „normalen” Einsätzen, wie dem Ölleck an dem Iberia-Airbus, aus. Bindemittel verstreuen, Lecks abdichten oder bei kleinen Verkehrsunfällen helfen, das sei die Realität der Flughafenfeuerwehr. Verkehrsunfälle? „Oh ja, die Verkehrsregeln auf dem Vorfeld sind ganz schön verzwickt”, so Mas. „Da kann es schon mal sein, dass jemand zusammenstößt.”

Wirklich spektakuläre Einsätze habe es in Palma noch nicht gegeben. „Vor einigen Wochen kam es zu einer Bombendrohung, da rücken wir dann natürlich aus und stehen den Polizeibeamten zur Seite. Zum Glück entpuppte sich alles als falscher Alarm.”

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Ansonsten sei jede 24-Stunden-Schicht, der jeweils zirka drei arbeitsfreie Tage folgen, von Routine geprägt. Arbeitsbeginn um acht, Inventur der Gerätschaften, Tests mit den verschiedenen Schläuchen und die Arbeit an den Fahrzeugen stehen dann auf der Tagesordnung. „Wir probieren alle Geräte jeden Tag aus”, erklärt Puigros. „Wir haben eine große Betonwand, gegen die wir das Wasser mit viel Druck schießen. Darunter befindet sich ein Speicherbecken, dass es auffängt, damit wir es in die Fahrzeuge zurückleiten können.”

Die roten Trucks, mit denen die Feuerwehrleute zu ihren Einsatzfahrten ausrücken, fassen zwischen 10.000 und 12.500 Litern. „Wenn’s wirklich brennt, sind die in zwei bis drei Minuten weg”, so Mas. „Das Gute ist, in zwei bis drei Minuten sind die Tanks auch wieder voll”. So kann eine lückenlose Löschkette garantiert werden.

Damit den „Floriansjüngern” nie die Kraft ausgeht, arbeiten sie nachmittags an ihrer Fitness. „Wir haben einen Kraftraum und einmal am Tag kommt für eineinhalb Stunden ein Trainer, der uns fit macht.”

Der Abend sei geprägt von Routinefahrten über das Vorfeld, bei denen kontrolliert wird, ob am „PMI” auch alles in Ordnung ist. „So viel Zeit gemeinsam zu verbringen, das schweißt zusammen”, sagt Mas. „Da wird man zu einer Familie, das ist auch das Schöne an unserem Beruf, die intakte Gemeinschaft, innerhalb derer alle zusammenhalten.” Doch nicht nur die schwierigen Momente teilen die Männer miteinander, auch die schönen. „Besonders viel Spaß macht uns die Wasserfontäne, mit der neue Flugzeugtypen oder Erstlandungen auf neuen Verbindungen begrüßt werden.” Dazu positionieren sich zwei Feuerwehrautos rechts und links der Piste und spritzen einen hohen Wasserbogen, unter dem das Flugzeug hindurchfahren muss. Schadet das den Jets nicht? „Ach was”, sagt Mas lachend. „Diese Dinger fliegen durch Wolkenfelder und Gewitter, was meinen Sie, wie viel Wasser die da abbekommen.”

Obwohl die Einsätze an den Flugzeugen eher selten sind, ist Más, der schon sein ganzes Berufsleben bei der Flughafenfeuerwehr ist, zum Flugzeugfan geworden. „Klar, man interessiert sich dafür, kennt sich mit den Modellen aus.” Am Airport in Palma komme man dabei allerdings nicht unbedingt auf seine Kosten. „An diesem Flughafen werden 80 Prozent des Luftverkehrs mit der Boeing 737 oder den Modellen der 320er-Familie von Airbus abgefertigt. Die Großen landen hier nur selten.”

(aus MM 36/2016)