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Wenn die Seele den Körper krank macht, hilft nur ein ganzheitlicher Therapieansatz

Dass eine körperliche Verletzung oder eine schwere Diagnose dazu beitragen können, dass jemand eine Depression entwickelt, ist nachvollziehbar. Die Folgen eines Unfalls oder eines Schlaganfalls, also beispielsweise Lähmungen, werden ebenfalls häufig begleitet von psychischen Problemen, wie Ängsten oder Antriebslosigkeit, manchmal bis hin zur totalen Selbstaufgabe. Wohl dem, dessen Arzt dann frühzeitig auch einen Therapeuten hinzuzieht, der sich der Seele des Patienten annimmt. Nur dann, wenn Körper und Seele Unterstützung finden, kann Heilung stattfinden, besser gesagt, können die Selbstheilungskräfte des Menschen angeregt und unterstützt werden.

In diesem Punkt gibt es auch unter den Ärzten inzwischen mehr Einigkeit. Der Slogan "ganzheitlich behandeln" wird immer häufiger zur gelebten Wirklichkeit. Auch in vielen Krankenhäusern mit Schwerpunkt Onkologie (zur Behandlung von Krebserkrankungen), wird verstärkt Wert auf therapeutische Unterstützung der Patienten gelegt. Es geht zum einen darum, durch Wissensvermittlung Unsicherheiten und Ängste, soweit das möglich ist, zu minimieren, andererseits fällt es vielen Betroffenen leichter, mit einem "unbeteiligten" Therapeuten über Sorgen und Herausforderungen zu reden, als mit dem Partner oder der Familie.

Wie ist es jedoch, wenn der Körper Symptome aufzeigt, wie Schmerzen, Verdauungsprobleme, Schlaflosigkeit, Herz-Rhythmus-Störungen, Bluthochdruck oder Hautveränderungen, dabei aber selbst mit einer umfassenden Diagnostik keinerlei Erkrankungen oder Schädigungen zu finden sind? Gerne wird an dieser Stelle auf eine Psychotherapie verwiesen mit dem Hinweis: Ihnen fehlt nichts, lassen Sie mal Ihre Psyche untersuchen.

Leider verstehen Patienten oftmals so etwas wie: "Da ist nichts, das bilden Sie sich alles nur ein." Sie verweigern dann den Besuch bei einem Therapeuten und leiden lieber still vor sich hin, solange es noch irgendwie geht. Ich habe eine Patientin, die in ihrer Jugend mit ihrer Mutter jahrelang von Arzt zu Arzt laufen musste, weil sie furchtbare Probleme mit der Verdauung und ständiger Übelkeit nach dem Essen hatte. Immer hieß es, das Kind hat nichts, das Kind bildet sich alles nur ein, das Kind will nicht in die Schule und so weiter und so fort. Bis dann, nach zehn langen, quälenden Jahren, endlich jemand darauf kam, auf Zöliakie zu testen. Das ist eine chronische Erkrankung, die sich nicht nur auf den Darm beschränkt, sondern die verschiedensten Organsysteme betreffen kann. Daher wird sie auch als Systemerkrankung bezeichnet. Es besteht eine lebenslange autoimmune Reaktion gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, beziehungsweise der Unterfraktion Gliadin. Nachdem klar war, an was die Patientin litt, konnte ein entsprechender Ernährungsplan aufgestellt werden. Mit einer speziellen Diät ist es möglich, auch mit Zöliakie ein gutes Leben zu haben. Es muss eine große Herausforderung für die behandelnden Ärzte gewesen sein, die (am Ende doch körperliche) Wurzel des Übels zu entdecken.

Dann gibt es aber auch Leiden, die mehr oder weniger eindeutig ihren Ursprung in einer belasteten, überstrapazierten Seele haben: Die psychosomatischen Erkrankungen. Dazu liest man auf der Seite der Dr. Reisach-Kliniken im Allgäu: "Es handelt sich dabei um Erkrankungen, bei denen zwar ein organischer Befund vorliegt, jedoch psychische oder soziale Faktoren einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung, Aufrechterhaltung und weitere Folgen der organischen Erkrankung haben. Zu diesen Krankheiten zählt man unter anderem: Entzündliche Darm-Erkrankungen (beispielsweise Morbus Crohn oder Reizdarmsyndrom), chronische Reizblase, Asthma, Neurodermitis oder Schuppenflechte, dauerhaften Bluthochdruck und starkes Übergewicht (Adipositas). Darüber hinaus bestehen bei vielen anderen körperlichen Erkrankungen enge Zusammenhänge mit psychosozialen Faktoren, wie zum Beispiel Tinnitus, Migräne oder Störung der Sexualfunktion."

Wie entstehen nun diese Erkrankungen? Dazu gibt es soziale und psychische Faktoren, aber auch gesellschaftliche und kulturelle Aspekte spielen eine Rolle. Häufige Auslöser einer psychosomatischen Krankheit sind beruflicher Stress, Konflikte in der Familie oder mit dem Partner, der Tod einer nahe stehenden Person, finanzielle Sorgen, Arbeitslosigkeit oder innere Konflikte aus der Kindheit. Die Klinik schreibt weiter dazu: "Durch den Einfluss der Psyche wird der Körper (= Soma), im genaueren das Nervensystem, entscheidend beeinflusst. Seelische Belastungen rufen Hormonausschüttungen boil, die den Stoffwechsel des Körpers verändern, das Immunsystem beeinflussen und somit körperlich krank machen können."

Die Therapie der psychosomatischen Erkrankungen besteht unter anderem darin, die seelisch-körperlichen Wechselwirkungen zu verdeutlichen. Der Patient lernt, die Signale des Körpers zu verstehen. Dadurch werden körpereigene Energien mobilisiert und ein Zugang zu neuen, lebensbejahenden Einstellungen ermöglicht. Der ganzheitliche Ansatz besteht also, neben der Behandlung mit medizinischen und physischen Maßnahmen, darin, die Seele zu unterstützen. Nur wenn der Mensch seine seelische Balance wiederfindet, kann der Körper gesund werden. Die Förderung eines gesunden Lebensstils durch ausgewogene Ernährung und Bewegung, weniger Alkohol und Rauchen, aber auch Entspannungsmethoden, wie Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training und Hypnose, ebenso Achtsamkeit, Meditation und Yoga können dabei einen wichtigen Beitrag leisten, die Gesundheit wieder herzustellen oder zu erhalten. Eine begleitende psychologische Beratung hilft, negative Glaubenssätze und Verhaltensmuster (beispielsweise aus der Kindheit) aufzudecken und anzupassen. Wenn Körper und Seele Beachtung finden, spielt es im Grunde auch keine große Rolle mehr, ob die Seele der Ursprung der Erkrankung war oder der Körper. Ich wünsche Ihnen eine entspannte Woche.