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Die Fronten zwischen den Befürwortern und Kritikern von Kreuzfahrtschiffen sind seit Jahren verhärtet, die Argumente der beiden Seiten hinlänglich bekannt. Für die einen sind die weißen Schiffe auf dem Meer der Antriebsmotor für Arbeitsplätze, Wohlstand und Urlaubsfreuden, für die anderen sind die riesigen Pötte qualmende Umweltverschmutzer und Menschenmassenfluter während der Liegezeiten im Hafen.

Jüngste Statistiken aus Palma lassen nun vermuten, dass sich in dem Markt eine neue Bewegung abzeichnet. Offenbar sind die Schiffe, die hier zu ihren Kreuzfahrten an- und ablegen, längst nicht mehr so gut gebucht wie vor der Pandemie. Dies ist erstaunlich, denn die anderen touristischen Bereiche der Insel, der Airport und die Hotels, können sich vor Passagieren und Gästen kaum retten. Angesichts der lediglich halbvollen Schiffe hoffen die Gegner bereits auf eine Trendwende und wollen die Obergrenzen der Einläufe weiter drosseln.

Vermutlich ist diese Entwicklung aber nur eine vorübergehende Erscheinung, denn in anderen Hafenstädten liegen die Besucherzahlen fast schon wieder auf Vor-Corona-Niveau, und für 2023 erwartet die Branche noch mehr Nachfrage.

Das bedeutet, dass der Reigen der Schiffe in den Häfen weitergehen wird. Und da ist es gut, dass insbesondere auf Mallorca innovative Kompromisse erlangt wurden, wie vor allem die Deckelung der Zahl der gleichzeitig im Hafen liegenden Schiffe. Diese Regelung dient mittlerweile sogar anderen Hafenstädten als Vorbild.

Gleichwohl ist das alles nicht ausreichend. Die Kreuzfahrtbranche ist noch weit davon entfernt, ihre angekündigten Klima- und Umweltziele zu erreichen, wie eine Studie des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) zeigt. Hier helfen weiterhin nur der Druck der Kritiker und Verbraucher sowie gesetzliche Vorgaben, die etwa jene Reedereien belohnen, die sich für immer weniger Emissionen starkmachen. Klar, geht das nicht alles von heute auf morgen. Aber der Wandel der Branche könnte durchaus noch mehr Wind in den Segeln vertragen.