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Leuchtquallen kommen nicht nur im Mittelmeer vor. Auch in der deutschen Presselandschaft machen sie sich zunehmend breit. Vor allem, wenn sie in mallorquinischen Gewässern gesichtet werden, wird in Alemania gerne über das im wahrsten Sinne des Wortes ätzende Getier berichtet. Erst vor wenigen Tagen warnte „Spiegel Online” vor einer Quallenflut vor Mallorca. In der Bildzeitung schafften es die Plagegeister sogar auf Seite eins.

Auslöser für die Medienresonanz war eine Pressemitteilung des spanischen Meeresforschungsinstituts Oceana. Dessen Taucher meldeten vergangene Woche eine ungewöhnlich hohe Konzentration von Leuchtquallen rund um das 25 Kilometer südlich vor Mallorca liegende Cabrera-Atoll. Aussagen darüber, ob und wann der Quallenteppich auch mallorquinische Strände erreichen wird, lassen sich laut Oceana aber nicht treffen, denn Strömungen und Windrichtungen ändern sich ständig. Aufgrund der Masse sei es lediglich wahrscheinlicher, dass auch die Urlaubsplayas von Quallen betroffen werden.

So schnell der Quallenteppich nach Cabrera kam, so schnell war er auch wieder verschwunden. Skipper berichteten über einen herrlichen, quallenfreien Badetag auf Cabrera am Sonntag. Wohin die Medusen gespült wurden, ist unbekannt.

Generell, so Oceana, habe es in diesem Jahr deutlich weniger Quallenwarnungen für spanischen Strände gegeben als 2006. Auf Mallorca musste in dieser Saison bislang noch an keinem Strand ein Badeverbot wegen Quallen verhängt werden. Auch das spanische Umweltministerium gibt vorerst Entwarnung. Von einer Quallenplage könne keine Rede sein. Dass dies so bleiben wird, kann aber niemand garantieren.

Deshalb will sich Calvià verstärkt im Kampf gegen Quallen engagieren. Drei Boote sollen während des Sommers an der Küste patroullieren und rechtzeitig vor Quallen warnen. Außerdem müssen alle Strandkonzessionäre täglich über die aktuelle Situation an ihrer Playa informieren.

Laut Oceana gibt es keine Hinweise darauf, dass sich Quallen auf den Balearen besonders heimisch fühlen. Es sei lediglich im gesamten Mittelmeer eine deutliche Zunahme bei Leuchtquallen feststellbar.

Die Oceana-Meeresbiologen führen die stete Vermehrung der Quallen auf den Klimawandel und die Überfischung der Meere zurück. Nach Angaben von Xavier Pastor handle es sich bei den Quallenteppichen nicht um ein lokales Problem. Die Meere würden zunehmend salziger und wärmer und die natürlichen Feinde der Quallen – wie Meeresschildkröten – immer weniger. Außerdem reduziere sich die Zahl kleiner, planktonfressender Tiefseefische, was ein Überangebot an Nahrung für die Quallen zur Folge habe. Planktonbildung werde wiederum durch Einleitung von Abwässern ins Meer gefördert. „Die Quallen finden immer bessere Lebensund Vermehrungsbedingungen”, so Pastor, der derzeit auf einem Forschungsschiff im spanischen Mittelmeer unter anderem Quallen studiert.

Leuchtquallen sind bei Menschen alles andere beliebt. Allein auf Mallorca mussten im vergangenen Jahr 3000 Badende von Rettungsschwimmern wegen Quallenkontakten medizinisch versorgt werden. Eine Urlaubsbekanntschaft, die lange in Erinnerung bleiben wird. Dabei handelt es sich bei Leuchtquallen eigentlich um schön anzusehende Tiere, vorausgesetzt, es befindet sich zwischen ihnen und dem Betrachter eine Aquariumscheibe. Im Dunkeln leuchtet die Pelagia noctiluca, was zu ihrem Namen führt.

Wer allerdings mit ihren teilweise meterlangen Tentakeln in Berührung kommt, muss schon ein ausgeprägter Naturliebhaber sein, um weiterhin davon fasziniert zu sein, dass ein nur acht Zentimeter langer Körper derart lange „Fäden” haben kann.

Der beste Schutz vor den rosafarbenen Leuchtquallen ist, wenn man sie meidet. Deshalb wird beim Baden das Tragen von Schwimm- oder Taucherbrillen empfohlen. Schwerer ist es, abgetrennte, lose treibende Tentakeln zu sichten.

Die Quallententakeln sind mit Tausenden kleiner Nesselkapseln übersät, die bei Berührung platzen und ein Kontaktgift freigeben, mit dem die Qualle ihre Beute betäubt. Beim Menschen können Leuchtquallen heftige Schmerzen, die einer Verbrennung gleichkommen, verursachen. Die Wunden verheilen oft sehr langsam, nässen ständig nach und vernarben nur allmählich.