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Ein Museum ist nicht nur ein Ort, an dem Kunst um der Kunst willen gezeigt wird. Das Museum Es Baluard in Palma hat auch den Anspruch, ein Ort für Ausstellungen zu sein, die über die gegenwärtige Realität reflektieren, über die Welt, in der wir leben. Konkret bedeutet dies, sich mit den Mitteln und der Sprache der Kunst mit den Problemen einer Welt in Aufruhr auseinanderzusetzen und kritisch Stellung zu beziehen.

Im Mittelpunkt stehen dabei immer wieder der Mittelmeerraum und seine Nachbarländer. Diese Region mit ihren Krisen und ungelösten Widersprüchen, mit ihren politischen und sozialen Veränderungen ist Teil einer Reihe von Projekten, die das Museum regelmäßig in die Öffentlichkeit trägt. Sein Anspruch: Auf der Grundlage der zeitgenössischen Kunst die ungelösten Krisen zu analysieren und zu überdenken.

Das jüngste Projekt ist die Ausstellung "Waste Lands", die am Freitag, 18. März, um 20 Uhr eröffnet wird. Dabei geht es nicht um irgendwelche "Verwüstete Länder": Mit der Schau wird der Fokus auf eine Region gerichtet, die als kulturelle Wiege der Menschheit gilt und heute als permanenter Krisenherd von sich reden macht, wo weithin Krieg, Unterdrückung und Gewalt herrschen.

Zehn Künstlerinnen beteiligen sich an der Ausstellung. Sie stammen direkt oder indirekt aus Afghanistan, Algerien, Ägypten, Aserbaidschan, den Arabischen Emiraten sowie aus dem Iran, Marokko, Palästina und dem Libanon. Unter ihnen befinden sich illustre Persönlichkeiten.

Zum Beispiel Mariam Ghani. Geboren wurde die Video- und Installationskünstlerin 1978 in New York. Ausgestellt hat sie an so bedeutenden Orten wie der Modern Tate in London, der National Gallery of Art in Washington oder auf der documenta in Kassel.

Nicht nur ihre Laufbahn als Künstlerin lässt aufhorchen, sondern auch ihre Herkunft: Sie ist die Tochter des derzeitigen afghanischen Staatspräsidenten Ashraf Ghani und dessen Frau Rula, die aus dem Libanon stammt und die erste christliche Präsidentengattin Afghanistans ist.

Oder etwa Larissa Sansour, die in Jerusalem geboren wurde und heute in London lebt. Ausgestellt hat die Bildhauerin, Foto- und Videokünstlerin unter anderem in der Modern Tate, im Centre Pompidou in Paris, im Reina Sofía in Madrid und im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Mit der iranischen Fotokünstlerin Gohar Dashti. Oder der im Irak geborenen und in Kanada aufgewachsenen Fotografin Tamara Abdul Hadi, die für Medien wie die "New York Times", den "Guardian" und das "Wall Street Journal" gearbeitet hat und derzeit in Beirut lebt. Ebenso mit Lida Abdul, die vor der Sowjetarmee aus Kabul floh, als Flüchtling in Deutschland und Indien lebte, die unter anderem auf der Biennale von Venedig, in der Kunsthalle Wien und bei der Miami Art Central ausstellte und heute wieder in Kabul lebt.

Gemeinsam ist den Künstlerinnen das internationale Renommee. Doch jede hat ihre eigene Geschichte und Erfahrung mit höchst aktuellen Themen: Krieg, Armut, Zwangsmigration, Exil, Fremde. Und jede bewegt sich auf die eine oder andere Weise auf einer Grenzlinie, die Kulturen, Sprachen und Welten trennt.

In ihren Arbeiten setzen sie sich mit Armut, ideologischem Terror und Machtmissbrauch auseinander, ohne in die Opferrolle zu verfallen. Statt dessen klagen sie an, dokumentieren und widersetzen sich - sogar mit Humor, Solidarität und Schönheit inmitten einer unwirtlichen Umgebung.

INFOS ZUR AUSSTELLUNG

"Waste Lands": Arbeiten von Lida Abdul, Tamara Abdul Hadi, Zoulikha Bouabdellah, Amina Benbouchta, Gohar Dashti, Rena Effendi, Mariam Ghani, Larissa Sansour u.a.;
Dauer: bis Sonntag, 19. Juni;
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 20 Uhr, Sonntag 10 bis 15 Uhr
Eintritt: 6 Euro;
Ort: Museum Es Baluard, Plaça de la Porta de Santa Catalina 10, Palma

(aus MM 12/2016)